Ist mir ein wenig zu viel Spekulation drin und etwas zu viel Boitin-Bashing, aber natürlich einiges richtig. Was die FFs von Mimi betrifft, Bilder gibt es sicher (wie bei vielen Shootings zumindest "zufällig"), ob es klassische Posen sind, die darauf abzielen, da wäre ich mir nicht so sicher. Ich hatte auch den Eindruck, dass auch Ana Dias' Einstellung zum Playboy-Wert von klassischen FF-Posen sich erst jüngst deutlich verbessert hat. Egal ob und was bzgl Zeigefreudigkeit verhandelt wird, ist es am Ende immer noch Fotograf/in und Produktion, die dafür sorgen müssen, dass die Motive ran kamen.
Boitin hat jüngst in Interviews z.B. erklärt, dass eine Mehrzahl Leser gerne natürliche, weitgehend untätowierte, junge Frauen als Playmate sieht. Hatte ich so noch nie von ihm gehört und zeigt zumindest, dass ein Bewusstsein da ist, um wahrzunehmen, was die klassische Leserschaft will. Ich und auch zwei, drei andere, die ich kenne, hatten auch kritische Leserbriefe mit entsprechendem Inhalt an Playboy/Boitin geschrieben. Dass vollständige Nacktheit auch ein Wunsch der klassischen Leserschaft ist, wird ihm ebenfalls nicht entgangen sein. Es wird sicher so bleiben, dass er und der Playboy unterschiedliche Interessen bedienen müssen, um abseits der klassischen Leserschaft (die im Print-Segment sicher nicht mehr reicht, um zu überleben) auch Aufmerksamkeit zu wecken. Aber ich habe schon den Eindruck, dass auch die jüngsten Kommentarspalten bei der extrem künstlichen Playmate-Jahresschau etwas zum Nachdenken anregen. Mal sehen, was sich in einigen Monaten darüber sagen lässt.
Theorienfindung, eine für die entsprechenden Inhalte meines Beitrages meines Erachtens passendere Bezeichnung als "Spekulation", gehört seit jeher - neben Wünschen, Gerüchten, Spekulationen (sic!), Insiderwissen und Kommentaren bzw. Rezensionen - zu den wesentlichen Inhalten der Diskussionen über den Playboy früher in der CPC, und jetzt hier im CB.
Und eine meiner Kerntheorien ist und bleibt, dass Flöhchen Boitin als Herausgeber und Chefredakteur des Playboys ungeeignet ist, weil er:
- an erotischer Fotografie erkennbar desinteressiert ist, und das wiederum möglicherweise sogar, weil er entsprechenden Darstellungen des weiblichen Körpers gegenüber verklemmt eingestellt ist, weshalb er auch mit dem überlieferten Playboy-Stil nichts anfangen kann, sondern regelmäßig mit "künstlerischen" Ein- und Anfällen wie Weichzeichnern, Farbfiltern, Modenschauen und Ellen von Unwerth belästigt;
- zu sehr nach der Aufmerksamkeit und Zuneigung des Boulevards giert, der er alles andere unterordnet ("Das Wichtigste ist der Name der Frau auf dem Cover" - genau, Hauptsache, Frauke Ludowig hat was zu klatschen), um derentwillen er jede noch so jämmerliche und unbedeutende Trash-Liesel groß als Titelstar zelebriert (Hauptsache, Frauke Ludowig ... ), allem, was von irgendwem irgendwie als Provokation ausgelegt werden könnte, entweder tunlichst aus dem Weg geht, oder es - im Zweifel noch schlimmer - nur sichtbar gequält umsetzt (Mutter-Tochter-Shoot mit Claudelle und Romy Deckert), stattdessen jedem idiotischen Trend nachhechelt (Nacktfotos einer "Transfrau", "Ich würde gerne mal eine nichtbinäre Person auf dem Cover zeigen") und seine Leser zur zeitgeistig korrekten Einstellung umerziehen will ("Giuliana Farfalla zwingt die Leser, sich mit ihrer Sexualität auseinanderzusetzen, wenn sie merken, dass sie sie erotisch finden" - tja, nur finden geschätzt 99 % der heterosexuellen Männer (und Lesben) "Transfrauen" wohl im Zweifel eben nicht erotisch, und vermissen dadurch auch nichts); und
- strenggläubiger Analogiker ist, der auch im Jahre 2023 immer noch nicht kapiert hat, dass er seine Leserschaft in diesem komischen Neuland namens Internet findet, sondern stattdessen glaubt, die Leute watscheln zum Kiosk, um sich den Playboy zu kaufen, weil sie bei Frauke Ludowig erfahren haben, dass es in diesem diesen Monat einen "nichtbinären" Teilnehmer an irgendeinem RTL-Reality-Format, fotografiert von Ellen von Unwerth zu sehen gibt, während sein sog. Premium-(!)-Angebot im Internet daherkommt, wie Onkel Herberts Yahoo-Geocities-Seite anno 2000.
Von dieser auf umfangreiche Beobachtungen und Analysen gestützten Theorie weiche ich jetzt auch nicht einfach nur deshalb ab, weil Flöhchen feierlich bekundet hat, sich zur Abwechslung mal mit einigen kritischen Leserreaktionen auf sein Heft beschäftigt zu haben, und es zuletzt eine kleine Serie konzeptionell insgesamt zufriedenstellender Titelfotostrecken gab.
Konzeptionelle Konstanz gehörte nämlich nie zu Flöhchens erkennbaren Eigenschaften, und das schon deshalb nicht, weil er niemals ein anderes Konzept hatte, als allen gefallen und überall gelobt werden zu wollen.
Die von dir angesprochene Schwierigkeit, heutzutage noch Printerzeugnisse zu vermarkten, ist dabei trotzdem keine Rechtfertigung für diese Herangehensweise, denn das Problem ist eben - wie oben bereits unter 3. thematisiert - Flöhchens Fixierung auf das Analoge.
Die Zielgruppe des Playboys - halbintellektuell und halbelitär denkende, konsum- und genussfreudig lebende, junge bis mittelalte Männer - erreicht man heutzutage in erster Linie online, denn das Internet ist selbstverständlicher Bestandteil ihres Alltags, ihrer Information, Kommunikation und Unterhaltung.
Herzstück der Marke
"Playboy" muss ein interessant gestaltetes, gut zu bedienendes und mit hochwertigen Inhalten bestücktes, täglich aktualisiertes - es muss ja nicht täglich neue Nacktfotos geben, sondern daneben auch Reportagen, Interviews, Kolumnen, Produkttests, Witze und Karikaturen, Podcasts usw. - Online-Angebot sein.
Ein Ort eben für:
"Alles, was Männern Spaß macht". Das war mal das halb hedonistische und halb selbstironische Motto des deutschen Playboys, und sollte es auch wieder werden. Dass Boitin es zu einem sülzig-schmalzigen:
"Alles, was Männer lieben", verunstaltet hat, spricht mal wieder Bände über ihn und seine Ahnungslosigkeit von der Playboy-Philosophie.
Natürlich, Werbung ist wichtig, aber sie muss passend sein: Die Marke und das Lebensgefühl, für das sie steht, müssen im Vordergrund stehen., keine Marktschreiereien, wessen Titten es diesen Monat zu beglotzen gibt.
Marken-/Imagewerbung im richtigen Stil und an den richtigen Orten muss dem kostenpflichtigen Premium-Bereich des Playboy-Onlineangebotes wieder genau jene Aura des Edlen und Geheimnisvollen geben, die im analogen Zeitalter das gedruckte Heft an sich hatte - bevor es zum gefühlten Begleit-Wurstblatt zu Frauke Ludowigs RTL-Wurstmagazin herabgesunken ist.
Den gedruckten Playboy zu kaufen, war früher durchaus auch ein Statement - wer einfach nur nackte Frauen anschauen wollte, der hatte dazu schließlich anderenorts preiswertere und reichhaltigere Gelegenheiten.
Genau daran muss der Playboy heutzutage wieder anknüpfen, und das Internet bietet erst recht fantastische Möglichkeiten, Stichwort:
"Web 2.0":
Den Kunden eines kostenpflichtigen Online-Angebotes könnte durch Interaktionsmöglichkeiten miteinander, mit der Redaktion und mit den Fotomodellen erst recht das Gefühl gegeben werden, Teil eines - nun ja - "elitären" Clubs oder Netzwerkes Gleichgesinnter zu sein.
Dabei wird die Aufnahmefähigkeit natürlich nicht durch ein Hochladen des Steuerbescheides oder der Promotionsurkunde oder so nachgewiesen, sondern eben durch das mit der Entscheidung für eine Mitgliedschaft zum Ausdruck gebrachte bewusste Bekenntnis zu einer Philosophie.
Die kann, darf und soll ruhig auch mal temporär dezidiert "antizeitgeistig", der Mitgliederbereich des Playboy-Onlineangebotes also bewusst und entschieden ein Ort sein, an den man sich zumindest virtuell flüchten kann, etwa gegenwärtig vor dem freudlosen und pessimistischen Buß- und Verzichtsverzichtskult der bolschewoken Genderisten und Klimahysteriker, um unter Seinesgleichen zu sein und sich seinen Genüssen hinzugeben. (Die "Provokation", die manche in der Existenz eines solchen virtuellen Ortes, einer solchen Community sähen, und ihr Empörungsgeschrei wäre übrigens auch wiederum perfekte Werbung!)
Und als Extra kann, warum auch nicht, vielleicht sogar monatlich, vielleicht aber auch nur alle zwei oder drei Monate, auch ein gedrucktes Heft erscheinen, das man sich zuhause auf den Kaffeetisch legen oder ins Regal stellen kann, oder man liest es im Flugzeug oder im ICE. Alles ein Statement, und natürlich auch wiederum Werbung.
Aber Flöhchen Boitin interessiert sich für all solche Dinge nicht. Er will einfach jeden Monat eine Mainstreamzeitschrift an die Kioske bringen, die, wie du so schön schreibst, "
unterschiedliche Interessen bedient", es also jedem zumindest ab und zu ein bisschen recht macht, niemanden verärgert oder provoziert, und über die Frauke Ludowig bedenkenlos berichten kann.
Deshalb gibt es den einen Monat mal eine nackte Blondine am Karibikstrand, vielleicht sogar mit - ggf. per Photoshop bearbeiteten - sichtbaren Schamlippen. Aber nächsten Monat dafür dann eine "Transfrau", von Ellen von Unwerth in Reizwäsche und im klimaneutralen Wasserstoff-Stahlwerk fotografiert, mit Corps Paint im Gesicht und Donald-Trump-Perücke auf dem Kopf.
Ich persönlich glaube nicht, dass er sich noch durchgreifend und dauerhaft ändern kann und wird ...