SteveJ
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Seine Texte sind Allgemeingut in München und ganz Bayern geworden.
Von "Ois Chikago!" (Münchner Geschichten) bis zu "A bissl was geht immer" (Monaco Franze).
Am heutigen Sonntag ist es zehn Jahre her, dass der Regisseur und Drehbuchautor Helmut Dietl mit 70 Jahren an Lungenkrebs gestorben ist.
Speziell das Münchner Kultviertel Schwabing verbindet man mit Dietl und seinem Werk, ihm schenkte der gebürtige Bad Wiesseer unzählige Liebeserklärungen in Wort und Bild.
Doch seine allerersten Filmerfahrungen sammelte er jenseits der Isar: im Herzen von Haidhausen, am Wiener Platz.
Denn seine “Greiner-Oma“ nahm ihn in den Hofbräukeller mit, da war der Bub noch nicht einmal in der Schule.
Der Gatte der Greiner-Oma war ein recht berühmter Schauspieler, und auch die Oma stand immer wieder vor der Kamera und hatte auch meistens Glück beim Casting.
So ein Casting fand bei der sogenannten Filmbörse eben im Hofbräukeller statt. Diese Börse vermittelte Engagements für Kleindarsteller, Statisten und Komparsen.
Helmut war erst sieben, als die selbstbewusste Großmutter ihrem Enkel die erste Filmrolle verschaffte.
Dass Helmut beim Film hängen bleiben sollte, konnte er aber noch nicht ahnen.
Sprache faszinierte ihn schon immer, der Teenager schrieb etliche Gedichte – gerne für Madln, oft erfolgreich, was wohl auch an seinem Charme und seinem Aussehen lag.
Und Helmut liebte das schöne Geschlecht.
Nach dem Abi am Realgymnasium in Schwabing, dem Oskar-von-Miller-Gymnasium, studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte – allerdings ohne Abschluss.
In den 60ern arbeitete er als Aufnahmeleiter beim TV, später an den Kammerspielen als Regie-Assistent. Doch das Schreiben ließ ihn nie los.
1974 dann der fulminante Durchstarter: Der BR zeigte im TV-Vorabendprogramm die “Münchner Geschichten“, und damit war Dietls einmaliger Stil praktisch über Nacht geboren.
Michaela May, die in “Münchner Geschichten“ und in einer Folge vom “Monaco Franze“ mitwirkte, beschreibt den typischen Dietl-Stil so:
“Helmut konnte den Menschen sehr genau auf den Mund und in die Seele schauen. Aber er konnte auch kompromisslos sein.“
Er wusste genau, wie er seine Texte gesprochen haben wollte, die Pausen, die Betonungen – alles Feinstarbeit.
“Da hat er beharrlich gefeilt, bis sein Produkt herauskam“, erinnert sich die Schauspielerin.
Dass viele auch Jahrzehnte nach seinen preisgekrönten Serien ganze Passagen auswendig können oder zumindest Sprüche zitieren können, spreche für sich, sagt May.
Und: Er hat sich Zeit für seine punktgenauen Dialoge genommen, für die Dramaturgie, die Entwicklung der Figuren.
“An den 'Münchner Geschichten‘ hat er drei Jahre lang geschrieben.“
Jeder Münchner hat das Bild vor Augen, wo die drei Spezln Tscharlie (Günther Maria Halmer), Gustl (Frithjof Vierock) und Achmed (Towje Kleiner) durchs Siegestor reiten. Das Ziel ihrer Träume: Sacramento in Kalifornien.
Dietl wusste es selbst am besten – und bedauerte es auch: Das “oide Schwabing“ war längst passé, das brodelnde, künstlerische Schwabing der Bohème.
Das spürt man immer in der ganz eigenen Dietl-Mischung aus Humor und Melancholie. Das sind auch zwei Charakterzüge des genialen Texters und Filmemachers.
Privat, erinnert sich Michaela May, sei Helmut Dietl aber auch “wahnsinnig liebevoll gewesen, wenn er einen mochte“.
Was nicht heißt, dass er nicht “frappierend direkt“ sein konnte.
Jochen Busse hat zwar nie mit Dietl gearbeitet, aber die beiden kannten sich über Helmut Fischer, den Dietl als Monaco Franze zum Star machte.
Busse und Fischer waren sehr gut befreundet.
“Helmut Dietl hat es geschafft, aus Fischer alles rauszuholen, was man aus der Rolle überhaupt rausholen kann“, sagt der Kabarettist und Schauspieler.
“Er hatte diesen wahnsinnig guten Blick für Menschen und Situationen, für Komik im Kleinen.“
Er habe mit diesen großen, neugierigen, aber auch skeptischen Augen in die Welt geblickt.
Die beiden Helmuts haben sich gesucht und gefunden – in diesem Fall in einem Café, wo der Regisseur auf den unbekannten Schauspieler aufmerksam wurde, wie Michaela May erzählt.
Und passend dazu sind sie beide vereint – vor dem Café Münchner Freiheit, entspannt sitzend und auf die Leopoldstraße blickend.
Seine Serien in den 70ern und 80ern sind aber wohl die Essenz des Künstlers – auch wenn ihm mit seinem Kinofilm “Schtonk!“ (1992) über die gefälschten Hitler-Tagebücher eine bissig-satirische Komödie (mit Götz George, Uwe Ochsenknecht, Christiane Hörbiger, Ulrich Mühe, Harald Juhnke) gelungen ist.
Eine Oscar-Nominierung als bester fremdsprachiger Film spricht für sich.
Doch zurück von Hamburg nach Schwabing.
Die legendäre und vor allem bei Filmschaffenden in den 70ern und 80ern extrem angesagte “Romagna Antica“ in der Elisabethstraße 52 diente als Inspiration für Dietls Kinofilm “Rossini“ (1997), in dem, wie schon in “Schtonk!“ und später in der “Late Show“ (1999), seine damalige Lebensgefährtin Veronica Ferres mitwirkte.
Das Paar war privat von 1990 bis 1999 liiert.
Viermal war Dietl verheiratet, seine zweite Ehefrau war die österreichische Schauspielerin Barbara Valentin, seine vierte Gattin sollte die Moderatorin und Filmproduzentin Tamara Duve werden.
Das Paar heiratete 2002. Zwei Kinder hat er aus frühen Beziehungen, mit Duve noch eine Tochter. Das Paar blieb bis zu Dietls Tod im Jahr 2015 zusammen...
Zurück bleibt ein Stück unsterbliches Lebensgefühl Münchens, bleiben unter Dietl groß gewordene Schauspieler – und einmalig beseelte, einzigartige Texte, wie sie so nur hier entstehen konnten.
“Dietl war ein menschlicher Regisseur, und davon gibt es nicht viele“, sagt Wolfgang Fierek.
“Er hat seine Figuren geliebt, er hat seine Texte geliebt – Patrick Süskind war sein Co-Autor –, er hat seine Arbeit über alles geliebt.“
Fierek sei ja ein junger Hupfer gewesen, als er dem Tierpark-Toni im “Monaco Franze“ diese perfekte Mischung aus Gauner und Charmeur angedeihen lassen durfte.
“Helmut hat mir sehr geholfen, mich nie in ein Korsett gezwängt“, sagt er. “Für seine Projekte und alle Beteiligten war er hundertprozentig da.“
Ein “kleines Hackebeilchen“ konnte Dietl aber auch auspacken, schmunzelt der Schauspieler und Schlagersänger.
Er erinnert sich an einen Drehtag in Berchtesgaden für “Kir Royal“.
Da sei Franz Xaver Kroetz intensiv mit einer Flasche Whisky beschäftigt gewesen und habe sich mit Dieter Hildebrandt in die Haare bekommen, spätnachts, umrahmt von Schnee, Wald und Bergen.
“Irgendwann kam der Dietl und hat energisch gerufen: Drehschluss!“ Und dann war a Ruah...
“Für uns war der Zoff nur gut – weil wir dadurch einen Drehtag mehr hatten“, sagt Fierek grinsend.
“Unter Dietl hat man sich auf jeden Drehtag gefreut. Die Atmosphäre war toll. Helmut hatte kein Alphamännchen-Gehabe.“
Drei Frauen waren prägend für den Buben Helmut Dietl: die Mutter und seine Großmütter.
Neben seiner geliebten Mutter Else liegt er auf dem Alten Bogenhauser Friedhof. Die Nachbarschaft freut ihn sicher.
Hier liegen auch andere Prominente wie Liesl Karlstadt, Erich Kästner, Rolf Boysen, Bernd Eichinger und Walter Sedlmayr.
Von "Ois Chikago!" (Münchner Geschichten) bis zu "A bissl was geht immer" (Monaco Franze).
Am heutigen Sonntag ist es zehn Jahre her, dass der Regisseur und Drehbuchautor Helmut Dietl mit 70 Jahren an Lungenkrebs gestorben ist.
Speziell das Münchner Kultviertel Schwabing verbindet man mit Dietl und seinem Werk, ihm schenkte der gebürtige Bad Wiesseer unzählige Liebeserklärungen in Wort und Bild.
Doch seine allerersten Filmerfahrungen sammelte er jenseits der Isar: im Herzen von Haidhausen, am Wiener Platz.
Denn seine “Greiner-Oma“ nahm ihn in den Hofbräukeller mit, da war der Bub noch nicht einmal in der Schule.
Der Gatte der Greiner-Oma war ein recht berühmter Schauspieler, und auch die Oma stand immer wieder vor der Kamera und hatte auch meistens Glück beim Casting.
So ein Casting fand bei der sogenannten Filmbörse eben im Hofbräukeller statt. Diese Börse vermittelte Engagements für Kleindarsteller, Statisten und Komparsen.
Helmut war erst sieben, als die selbstbewusste Großmutter ihrem Enkel die erste Filmrolle verschaffte.
Dass Helmut beim Film hängen bleiben sollte, konnte er aber noch nicht ahnen.
Sprache faszinierte ihn schon immer, der Teenager schrieb etliche Gedichte – gerne für Madln, oft erfolgreich, was wohl auch an seinem Charme und seinem Aussehen lag.
Und Helmut liebte das schöne Geschlecht.
Nach dem Abi am Realgymnasium in Schwabing, dem Oskar-von-Miller-Gymnasium, studierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte – allerdings ohne Abschluss.
In den 60ern arbeitete er als Aufnahmeleiter beim TV, später an den Kammerspielen als Regie-Assistent. Doch das Schreiben ließ ihn nie los.
1974 dann der fulminante Durchstarter: Der BR zeigte im TV-Vorabendprogramm die “Münchner Geschichten“, und damit war Dietls einmaliger Stil praktisch über Nacht geboren.
Michaela May, die in “Münchner Geschichten“ und in einer Folge vom “Monaco Franze“ mitwirkte, beschreibt den typischen Dietl-Stil so:
“Helmut konnte den Menschen sehr genau auf den Mund und in die Seele schauen. Aber er konnte auch kompromisslos sein.“
Er wusste genau, wie er seine Texte gesprochen haben wollte, die Pausen, die Betonungen – alles Feinstarbeit.
“Da hat er beharrlich gefeilt, bis sein Produkt herauskam“, erinnert sich die Schauspielerin.
Dass viele auch Jahrzehnte nach seinen preisgekrönten Serien ganze Passagen auswendig können oder zumindest Sprüche zitieren können, spreche für sich, sagt May.
Und: Er hat sich Zeit für seine punktgenauen Dialoge genommen, für die Dramaturgie, die Entwicklung der Figuren.
“An den 'Münchner Geschichten‘ hat er drei Jahre lang geschrieben.“
Jeder Münchner hat das Bild vor Augen, wo die drei Spezln Tscharlie (Günther Maria Halmer), Gustl (Frithjof Vierock) und Achmed (Towje Kleiner) durchs Siegestor reiten. Das Ziel ihrer Träume: Sacramento in Kalifornien.
Dietl wusste es selbst am besten – und bedauerte es auch: Das “oide Schwabing“ war längst passé, das brodelnde, künstlerische Schwabing der Bohème.
Das spürt man immer in der ganz eigenen Dietl-Mischung aus Humor und Melancholie. Das sind auch zwei Charakterzüge des genialen Texters und Filmemachers.
Privat, erinnert sich Michaela May, sei Helmut Dietl aber auch “wahnsinnig liebevoll gewesen, wenn er einen mochte“.
Was nicht heißt, dass er nicht “frappierend direkt“ sein konnte.
Jochen Busse hat zwar nie mit Dietl gearbeitet, aber die beiden kannten sich über Helmut Fischer, den Dietl als Monaco Franze zum Star machte.
Busse und Fischer waren sehr gut befreundet.
“Helmut Dietl hat es geschafft, aus Fischer alles rauszuholen, was man aus der Rolle überhaupt rausholen kann“, sagt der Kabarettist und Schauspieler.
“Er hatte diesen wahnsinnig guten Blick für Menschen und Situationen, für Komik im Kleinen.“
Er habe mit diesen großen, neugierigen, aber auch skeptischen Augen in die Welt geblickt.
Die beiden Helmuts haben sich gesucht und gefunden – in diesem Fall in einem Café, wo der Regisseur auf den unbekannten Schauspieler aufmerksam wurde, wie Michaela May erzählt.
Und passend dazu sind sie beide vereint – vor dem Café Münchner Freiheit, entspannt sitzend und auf die Leopoldstraße blickend.

Seine Serien in den 70ern und 80ern sind aber wohl die Essenz des Künstlers – auch wenn ihm mit seinem Kinofilm “Schtonk!“ (1992) über die gefälschten Hitler-Tagebücher eine bissig-satirische Komödie (mit Götz George, Uwe Ochsenknecht, Christiane Hörbiger, Ulrich Mühe, Harald Juhnke) gelungen ist.
Eine Oscar-Nominierung als bester fremdsprachiger Film spricht für sich.
Doch zurück von Hamburg nach Schwabing.
Die legendäre und vor allem bei Filmschaffenden in den 70ern und 80ern extrem angesagte “Romagna Antica“ in der Elisabethstraße 52 diente als Inspiration für Dietls Kinofilm “Rossini“ (1997), in dem, wie schon in “Schtonk!“ und später in der “Late Show“ (1999), seine damalige Lebensgefährtin Veronica Ferres mitwirkte.
Das Paar war privat von 1990 bis 1999 liiert.
Viermal war Dietl verheiratet, seine zweite Ehefrau war die österreichische Schauspielerin Barbara Valentin, seine vierte Gattin sollte die Moderatorin und Filmproduzentin Tamara Duve werden.
Das Paar heiratete 2002. Zwei Kinder hat er aus frühen Beziehungen, mit Duve noch eine Tochter. Das Paar blieb bis zu Dietls Tod im Jahr 2015 zusammen...
Zurück bleibt ein Stück unsterbliches Lebensgefühl Münchens, bleiben unter Dietl groß gewordene Schauspieler – und einmalig beseelte, einzigartige Texte, wie sie so nur hier entstehen konnten.
“Dietl war ein menschlicher Regisseur, und davon gibt es nicht viele“, sagt Wolfgang Fierek.
“Er hat seine Figuren geliebt, er hat seine Texte geliebt – Patrick Süskind war sein Co-Autor –, er hat seine Arbeit über alles geliebt.“
Fierek sei ja ein junger Hupfer gewesen, als er dem Tierpark-Toni im “Monaco Franze“ diese perfekte Mischung aus Gauner und Charmeur angedeihen lassen durfte.
“Helmut hat mir sehr geholfen, mich nie in ein Korsett gezwängt“, sagt er. “Für seine Projekte und alle Beteiligten war er hundertprozentig da.“
Ein “kleines Hackebeilchen“ konnte Dietl aber auch auspacken, schmunzelt der Schauspieler und Schlagersänger.
Er erinnert sich an einen Drehtag in Berchtesgaden für “Kir Royal“.
Da sei Franz Xaver Kroetz intensiv mit einer Flasche Whisky beschäftigt gewesen und habe sich mit Dieter Hildebrandt in die Haare bekommen, spätnachts, umrahmt von Schnee, Wald und Bergen.
“Irgendwann kam der Dietl und hat energisch gerufen: Drehschluss!“ Und dann war a Ruah...
“Für uns war der Zoff nur gut – weil wir dadurch einen Drehtag mehr hatten“, sagt Fierek grinsend.
“Unter Dietl hat man sich auf jeden Drehtag gefreut. Die Atmosphäre war toll. Helmut hatte kein Alphamännchen-Gehabe.“
Drei Frauen waren prägend für den Buben Helmut Dietl: die Mutter und seine Großmütter.
Neben seiner geliebten Mutter Else liegt er auf dem Alten Bogenhauser Friedhof. Die Nachbarschaft freut ihn sicher.
Hier liegen auch andere Prominente wie Liesl Karlstadt, Erich Kästner, Rolf Boysen, Bernd Eichinger und Walter Sedlmayr.
Helmut Dietls bekannteste Werke:
- 1974: Münchner Geschichten (Fernsehserie, 9 Episoden, teilw. Drehbuch und Regie)
- 1979: Der ganz normale Wahnsinn (Fernsehserie, 12 Episoden), Buch und Regie: Helmut Dietl
- 1983: Monaco Franze – Der ewige Stenz (Fernsehserie, 10 Episoden), Buch: Helmut Dietl und Patrick Süskind; Regie: Helmut Dietl
- 1986: Kir Royal (Fernsehserie, 6 Episoden), Buch: Helmut Dietl und Patrick Süskind; Regie: Helmut Dietl
- 1992: Schtonk!, Buch: Helmut Dietl und Ulrich Limmer; Regie: Helmut Dietl
- 1997: Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief, Buch: Helmut Dietl und Patrick Süskind; Regie: Helmut Dietl
- 1999: Late Show, Buch: Helmut Dietl und Christoph Müller; Regie: Helmut Dietl
- 2005: Vom Suchen und Finden der Liebe, Buch: Helmut Dietl und Patrick Süskind; Regie: Helmut Dietl
- 2012: Zettl, Buch: Helmut Dietl und Benjamin von Stuckrad-Barre; Regie: Helmut Dietl
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