Heimwerker-Wissen: Der Unterschied zwischen Acryl und Silikon

SteveJ

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Acryl oder Silikon kommen häufig zum Einsatz, wenn man Fugen ausbessern oder neu verschließen möchte.
Auf den ersten Blick ähneln sich die beiden Dichtstoffe, auch in der Handhabung gibt es viele Gemeinsamkeiten:
Auftragen mit der Kartuschenspritze, gummiartige Konsistenz nach dem Abbinden – Silikon und Acryl werden oft verwechselt, da sie auf den ersten Blick fast identisch sind.
Beide erfüllen den gleichen Zweck, nämlich das Abdichten von Fugen. Allerdings gibt es auch einige spezifische Unterschiede bei den beiden Dichtstoffen.
In manchen Fällen sollten Heimwerker daher eher zu Silikon statt Acryl greifen und andersherum.
Aber worin unterscheiden sich die Materialien? :unsure:

Acryl und Silikon – die Unterschiede im Überblick

Wenn eine Renovierung ansteht, beispielsweise im Badezimmer oder in der Küche, kommt oft ein Dichtstoff wie Acryl oder Silikon zum Einsatz.
Bevor es losgeht, sollte man sich über die spezifischen Eigenschaften informieren, denn sie sind nicht eins zu eins austauschbar.
Die Besonderheiten der Dichtmassen im Überblick:

Silikon
  • hat eine längere Trocknungszeit als Acryl
  • trocknet recht langsam, verliert beim Aushärten aber kein Volumen
  • ist wasserabweisend
  • ist resistent gegen viele Säuren
  • enthält oft Schimmelstopp
  • ist elastischer als Acryl
  • ist unempfindlich gegenüber hohen Temperaturen
  • hat eine isolierende Wirkung gegenüber Strom
  • kann man nicht überstreichen, gibt es aber in verschiedenen Farben
Acryl
  • hat keine schimmelabweisende Wirkung
  • braucht länger zum Abbinden
  • ist wasserdurchlässig
  • lässt sich überstreichen
  • trocknet schneller und hat eine härtere Oberfläche
  • verliert beim Abbinden an Volumen
  • ist weniger elastisch als Silikon
Mit geübtem Auge lässt sich bereits auf den ersten Blick ein Unterschied zwischen Acryl und Silikon feststellen:
Silikon glänzt mehr und hat eine klebrigere Konsistenz, Acryl ist matter.
Verreibt man Silikon zwischen den Fingern, bildet sich ein schmieriger und klebriger Film.
Acryl hingegen wird zu kleinen kaugummiartigen Bröckchen, die man ohne Probleme von der Haut bekommt.

Wann kommt i.d.R. Silikon zum Einsatz?

Aufgrund seiner wasserabweisenden Eigenschaften kommt Silikon immer dort zum Einsatz, wo Feuchtigkeit auftritt.
Meistens handelt es sich dabei um Arbeiten im Badezimmer oder in der Küche, beispielsweise beim Verfugen eines Spül- oder Waschbeckens.
Dem kommt außerdem zugute, dass Silikon oft mit schimmelhemmenden Zuschlägen versehen ist.
Besteht also ein größeres Risiko von Schimmelbildung, sollte man zu Silikon greifen.
Aufgrund der Elastizität bietet es sich auch für Fugen an, die Bewegungen ausgesetzt sind.

Aber: Silikon kann man nicht überstreichen!
Stattdessen gibt es im Baumarkt eine große Auswahl an farblichen (oder transparenten) Silikonen, die man entsprechend den räumlichen Gegebenheiten auswählen kann. :)

Wann kommt Acryl zum Einsatz?

Da Acryl im Gegensatz zu Silikon nicht wasserabweisend ist, sollte man im Bad und in der Küche die Finger davon lassen.
Allerdings kann man Acryl beim Innenausbau verwenden, da es sich ohne Probleme überstreichen lässt.
Aber auch im Außenbereich, beispielsweise zum Abdichten von Rissen im Mauerwerk, kann man es verwenden.
Acryl haftet auf verschiedenen Untergründen wie Putz, Beton, Holz und Natur- oder Mauerstein.

Wie erkennt man, ob es sich um Fugen aus Silikon oder Acryl handelt?

Beim Erneuern von alten Fugen ist es sinnvoll, wenn man über den bereits bestehenden Dichtstoff Bescheid weiß.
Drückt man mit dem Finger in die Fuge, gibt Silikon deutlich mehr nach, da es elastischer ist. Acryl hingegen hat eine härtere Oberfläche.

Möchte man auf Nummer sicher gehen, sollte man die Elastizität der entfernten Dichtmasse genauer untersuchen.
Kann man sie wie ein Gummiband langziehen, handelt es sich eindeutig um Silikon, wenn sie unter der Dehnung reißt, besteht die Fuge aus Acryl.
Dieses Material lässt sich zudem selten in einem Stück abziehen, sondern bröckelt eher ab.
Üblicherweise empfiehlt es sich, für die neue Fuge das gleiche Dichtungsmaterial zu verwenden.

Aber auch beim Silikon selbst gibt es noch zwei unterschiedliche Varianten: essigvernetzend oder neutralvernetzend

Nachfolgend vier wichtige Unterschiede, die dabei helfen können, den richtigen Silikontyp für das jeweilige Projekt auszuwählen:
  1. Die chemischen Substanzen
    • Essigvernetzendes Silikon besteht hauptsächlich aus Silikonpolymeren, die mit Essigsäure vernetzt sind.
      Es enthält auch Füllstoffe, um die gewünschten Eigenschaften, wie Elastizität und Haftung zu verbessern.
      Zusätzlich können verschiedene Hilfsstoffe, wie Katalysatoren, Stabilisatoren und Farbstoffe enthalten sein, welche die Aushärtung und das Erscheinungsbild beeinflussen.
      Dementsprechend härten essigvernetzende Silikone schneller aus als neutralvernetzende Silikone.

    • Neutralvernetzendes Silikon besteht hauptsächlich aus Silikonpolymeren, die mit Alkoxysilanen vernetzt sind. Es enthält im Gegensatz zu essigvernetzendem Silikon keine Essigsäure. Hier können ebenfalls Füllstoffe und Hilfsstoffe enthalten sein, um die gewünschten Eigenschaften zu verbessern.

  2. Der Geruch
    • Essigvernetzendes Silikon gibt aufgrund der enthaltenen Essigsäure während der Aushärtung einen starken Essiggeruch ab.
      Man sollte also den Raum entsprechend lüften... ;)

    • Neutralvernetzendes Silikon entwickelt hingegen keinen charakteristischen Geruch und ist somit geruchsneutral.

  3. Die Anwendungsbereiche
    • Essigvernetzendes Silikon eignet sich perfekt zur Anwendung im Sanitär- und Küchenbereich.
      Mit dem Silikon sind komplette Abdichtungen und Erneuerungen von Fugen in Nass- und Trockenbereichen möglich.
      Es haftet ideal auf Keramikfliesen, Glas und eloxiertem Aluminium. Dank der beständigen Eigenschaften machen dem Silikon auch längere Nässephasen nichts aus. Gerade beim Einsatz im Waschbecken oder Spülbecken sorgt es für einen konstanten und festen Halt.

    • Das neutralvernetzende Silikon kann ebenfalls zur Abdichtung und Erneuerung von Fugen im Innen- und Außenbereich sowie in Nass- und Trockenbereichen verwendet werden.
      Aufgrund hervorragender Beständigkeit gegen UV-Strahlung und verschiedene Witterungsverhältnisse ist es universell einsetzbar.
      Es hält im Gegensatz zu essigvernetzendem Silikon ideal auf allen Oberflächen.
      Gerade bei Verbindungen zwischen Metalloberflächen, Betonfassaden und Mauerwerken bietet es deutlich mehr Halt.

  4. Die Kosten
    Neutralvernetzendes Silikon ist in der Regel teurer als essigvernetzendes Silikon.
    Der Hauptgrund dafür liegt in den unterschiedlichen chemischen Zusammensetzungen und den damit verbundenen Produktionsprozessen.
    Neutralvernetzendes Silikon enthält bestimmte Katalysatoren, die für die Aushärtung des Silikons verantwortlich sind.
    Diese Katalysatoren sind teurer als die Essigsäure, die bei der Aushärtung von essigvernetzendem Silikon freigesetzt wird.
    Das neutralvernetzende Silikon hat oft auch eine höhere Qualität und bietet eine bessere Beständigkeit gegenüber UV-Strahlung, Chemikalien und Alterung.
Fazit
Silikondichtmittel gibt es in vielen Varianten.
Bei der Wahl zwischen essigvernetzendem und neutralvernetzendem Silikon kommt es aber darauf an, die vier Hauptunterschiede zu kennen und eine fundierte Entscheidung zu treffen, die auf den Anforderungen des Projekts basiert.
Wenn Ihr das alles beachtet, könnt Ihr sicherstellen, dass Ihr die richtige Wahl für Eure Arbeit trefft. :)

Quellen: myHomebook, primo24.de, Wikipedia
 
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