Advent (Loriot)

SteveJ

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Advent ist ein Gedicht des deutschen Humoristen Loriot.
Darin wird, eingebettet in ein adventliches Umfeld, die Ermordung eines Försters durch seine Ehefrau sowie dessen anschließende Zerteilung für den späteren Verzehr beschrieben. :eek)

Erstveröffentlicht wurde das Gedicht in einem von Loriot gezeichneten und synchronisierten Trickfilm, der in der elften Folge der Serie Cartoon am 7. Dezember 1969 zum ersten Mal im Deutschen Fernsehen erschien.


Der Trickfilm wurde später in den bekannten Sketch "Vertreterbesuch" einmontiert, der erstmals 1978 in Folge VI der Serie Loriot gezeigt wurde, aber vor allem aus der 14. Folge der Schnittfassung der Serie aus dem Jahr 1997 bekannt ist, die unter dem Titel "Weihnachten bei Hoppenstedts" zum Standardprogramm der ARD an den Weihnachtstagen gehört.

Neben diesen Fernsehveröffentlichungen erschien das Gedicht erstmals 1971 in Loriots Kleine Prosa auch als gedruckter Text und ist Bestandteil einiger weiterer Veröffentlichungen von Loriot.

Das Gedicht ist strophenlos und ähnelt laut dem Germanisten Stefan Neumann mit seinen Paarreimen und dem jambischen vierhebigen Versmaß kindgerechten Weihnachtsgedichten wie dem Gedicht "Knecht Ruprecht" von Theodor Storm.
Daneben erinnere es stilistisch an Balladen und Bänkellieder und könne somit als eine gleichzeitige Parodie auf volkstümliche Festtagsgedichte und Schauerballaden verstanden werden.

Die Komik des Gedichts entstehe dabei vor allem durch den Kontrast zwischen dem Mord und dem Kannibalismus der Försterin auf der einen Seite und der weihnachtlichen Stimmung und der gehobenen, feierlichen Sprache auf der anderen Seite.
Damit sei Loriot mit "Advent" so nah am schwarzen britischen Humor wie in keinem seiner vorherigen Werke. :LOL:

Es blaut die Nacht. Die Sternlein blinken.
Schneeflöcklein leise niedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner weißer Zipfel.

Und dort, vom Fenster her durchbricht
den dunklen Tann' ein warmes Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.

In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei der Heimespflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.

So kam sie mit sich überein:
Am Nicklausabend muß es sein.
Und als das Rehlein ging zur Ruh',
das Häslein tat die Augen zu,

Erlegte sie - direkt von vor'n
- den Gatten über Kimm' und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei-, drei-, viermal die Schnuppernase.

Und ruhet weiter süß im Dunkeln,
Derweil die Sternlein traulich funkeln.
Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.

Nun muß die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmanns Sitte aufgebrochen.

Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied
- was der Gemahl bisher vermied -
Behält ein Teil Filet zurück,
als festtägliches Bratenstück.

Und packt zum Schluß - es geht auf vier -
die Reste in Geschenkpapier.
Da dröhnt's von fern wie Silberschellen.
Im Dorfe hört man Hunde bellen.

Wer ist's, der in so tiefer Nacht
im Schnee noch seine Runde macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldenem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten!

"Heh, gute Frau, habt ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?"
Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau steht schon bereit:

"Die sechs Pakete, heil'ger Mann,
's ist alles, was ich geben kann!"
Die Silberschellen klingen leise.
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.

Im Försterhaus die Kerze brennt.
Ein Sternlein blinkt: Es ist Advent.
 
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