SteveJ
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Er gehörte zu den prägendsten Regisseuren des 20. Jahrhunderts und gilt als Erfinder des Psychothrillers.
Der am 13. August vor 125 Jahren in London geborene Alfred Joseph Hitchcock war für seinen Humor bekannt, hatte aber auch seine dunklen Seiten.
Die Filmszene lief vor 64 Jahren in den Kinos. Und trotzdem haben noch heute wohl die meisten eine Dusche vor Augen, ein aufblitzendes Messer und das entsetzte Gesicht der Heldin des Filmes, Janet Leigh.
Alfred Hitchcock gelang mit "Psycho", was das Magazin "Variety" als Zweiteilung des 20. Jahrhunderts beschreibt: in eine Zeit vor Psycho und eine Zeit danach.
Er selbst erklärte in einem amerikanischen Fernseh-Interview 1972, was er anders mache, so:
"Nichts ist langweiliger als eine Kneipenschlägerei in einem Western-Film. Was soll da passieren? Dass Möbel kaputtgehen, Flaschen?
Aber wenn man die Zuschauer mitnimmt, ihnen ein Gesicht nah zeigt, Arme, Hände, dann involviert man die Zuschauer viel enger."
Mit "Psycho" brach Hitchcock 1960 mit der Hollywood-Ästhetik und mit dem Hollywood-Happy-End.
Die Musik, die Dusche und der Schrei: Mit Janet Leigh in "Psycho" schuf Hitchcock eine der bekanntesten Szenen der Filmgeschichte.
Und revolutionierte dafür das Psychothriller-Genre. Sein Spitzname: Master of Suspense, Meister der Spannung.
Mehr als 50 Kinofilme realisierte der britische Regisseur, viele wurden Klassiker der Filmgeschichte, wie z.B. "Vertigo", "Die Vögel" oder "Marnie".
Doch Hitchcock konnte mehr, als Zuschauer das Fürchten zu lehren.
Er war auch bekannt für seinen Humor: Er habe Zuschauerpost von einem Mann bekommen, erzählte er einmal in einem Interview.
Nachdem dessen Tochter einen französischen Horrorfilm gesehen habe, habe sie Angst gehabt zu baden. Nun, nach Psycho, habe sie Angst zu duschen.
Er solle sie in die Reinigung bringen, habe er dem Zuschauer empfohlen.
Vielleicht war es der britische Humor, der da durchschimmerte, denn Hitchcock wurde am 13.08.1899 als Sohn eines Gemüsehändlers im Londoner East End geboren.
Er besuchte das Theater in London, verschlang Krimis. Und er fühlte sich auch, nachdem er als erfolgreicher Filmemacher in die USA gezogen war, als Londoner.
Hitchcocks Wege führten auch über Deutschland. Seinen allerersten Film drehte er 1925 in München.
"Irrgarten der Leidenschaft" war ein Melodrama - und dankenswerterweise ein Stummfilm, wie Hitchcock in einem Interview erklärte.
Denn sein Deutsch hielt sich - noch - in Grenzen.
1966 drehte Hitchcock den Politthriller "Der zerrissene Vorhang" und ließ dafür deutsche Orte im amerikanischen Studio nachbauen.
Auf mittlerweile fast fließendem Deutsch erklärte er:
"Wenn man ist in eine unfreundliche Platz, die Spannung ist mehr, das ist, weil ich habe Ostdeutschland gewählt."
Hitchcock interessierte sich für das Dunkle. Für Abgründe, Schuld, Angst, Scham und Sex. Als Filmemacher war er Perfektionist.
Hitchcock war ein Meister der Inszenierung (er plante jede Szene genau) und Selbstinszenierung.
Sein Porträt hat sich durch die obligatorischen Cameo-Auftritte in seinen Filmen und dank seiner Fernsehreihe ins kollektive Gedächtnis gebrannt.
Bei seinen Hauptdarstellerinnen setzte Hitchcock generell auf eine besondere Inszenierung.
Die "Hitchcock-Blondine" ist bis heute fester Bestandteil des Hitchcock-Mythos.
Immer wieder besetzte er blonde Schauspielerinnen für seine Filme oder ließ sie blondieren:
Joan Fontaine, Ingrid Bergmann, Grace Kelly, Doris Day, Tippi Hedren, Kim Novak oder eben auch Janet Leigh in "Psycho".
Hitchcock betrachtet die Frauen in seinen Filmen dabei immer durch die Brille seiner männlichen, weißen Hauptfigur.
Die Rollen schwanken dabei zwischen distanziert-kühl, geheimnisvoll oder unverhohlen sexy.
Sie bleiben in aller Regel mehr fetischisierte Objekte der Begierde als tatsächlich komplexe Frauenfiguren.
Nicht wenige der Schauspielerinnen sprachen rückblickend über eine schwierige und erniedrigende Zusammenarbeit.
Hitchcock versetzte seine Schauspielerinnen gerne in Bedrängnis, um ihnen die für seine Filme nötige Stimmung abzuringen.
Madeline Carroll, die in ihrer Hauptrolle in "Die 39 Stufen" (1935) an ihren Filmpartner Richard Hannay gekettet wurde, durfte angeblich in ihren Filmpausen die Handschellen nicht abnehmen, nicht einmal, um auf die Toilette zu gehen.
Kim Novak, die in "Vertigo" die Hauptrolle spielte, erinnerte sich, dass Hitchcock ihr während des Drehs wiederholt das Gefühl gab, zu gewöhnlich zu sein.
Erst später fand sie heraus, dass er eigentlich die Schauspielerin Vera Miles für die Rolle favorisiert hatte und mit ihrer Wahl unzufrieden war... 😒
Besonders grausam trieb Hitchcock seine sadistischen Spielchen mit Tippi Hedren.
Hedren, die im Kultfilm "Die Vögel“ ihren Durchbruch hatte, musste einige Torturen über sich ergehen lassen.
Eine Woche lang drehte Hitchcock etwa am großen Vogelangriff auf ihre Figur Melanie.
Er ließ dafür echte Möwen, Krähen und Raben an seiner Schauspielerin festbinden, nach den Dreharbeiten musste Hedren in ärztliche Betreuung.
Im Zuge der MeToo-Debatte erhob Hedren schließlich in ihrer Autobiografie schwerwiegende Vorwürfe gegen den Regisseur.
Er habe versucht, sie mit Alkohol gefügig zu machen, habe sie am Set isoliert und ihr Obszönitäten zugeflüstert.
Eines Tages habe er sich im Auto auf sie geworfen und versucht, sie zu küssen.
Über die Übergriffe schreibt Hedren:
"Ich habe noch nie Details darüber erzählt und ich werde es auch jetzt nicht. Ich sage nur, dass er mich plötzlich packte und seine Hände auf mich legte.
Es war sexuell, es war pervers und es war hässlich.“
Noch einen weiteren Film drehte Hedren nach dem Erfolg von "Die Vögel“ mit Hitchcock: "Marnie“.
Am Set habe der Regisseur ihr offen sexuelle Angebote gemacht. Als sie ablehnte, habe er damit gedroht, ihre Karriere zu zerstören.
Rückblickend schreibt Hedren: "Er hat meine Karriere ruiniert, nicht mein Leben."
Auch Eva Marie Saint, der Hauptdarstellerin in "Der unsichtbare Dritte", soll ungewollte Küsse des Regisseurs über sich haben ergehen lassen.
Alfred Hitchcock starb am 29. April 1980 in Los Angeles mit 81 Jahren, kurz nachdem er von der Queen in den Adelsstand gehoben wurde.
Heute würden sie zu Recht als Machtmissbrauch geahndet werden...
Trotz allem: Hitchcock Filme sind und bleiben ein wertvolles Stück Filmgeschichte, die auch heute zu Recht noch als solche Bestand haben.
Der Mann Alfred Hitchcock aber stünde heute für sein Verhalten vermutlich in einer Reihe mit Harvey Weinstein, Bill Cosby oder Dieter Wedel. 😔
Einmal mehr gilt es, Mann und Werk voneinander zu trennen:
Hitchcocks 125. Geburtstag ist daher nicht nur Anlass, um sein filmisches Vermächtnis zu feiern, sondern auch, um an seine menschlichen Verfehlungen und deren Opfer zu erinnern.
Quellen: Tagesschau, SWR, Wikipedia
Der am 13. August vor 125 Jahren in London geborene Alfred Joseph Hitchcock war für seinen Humor bekannt, hatte aber auch seine dunklen Seiten.
Die Filmszene lief vor 64 Jahren in den Kinos. Und trotzdem haben noch heute wohl die meisten eine Dusche vor Augen, ein aufblitzendes Messer und das entsetzte Gesicht der Heldin des Filmes, Janet Leigh.
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Alfred Hitchcock gelang mit "Psycho", was das Magazin "Variety" als Zweiteilung des 20. Jahrhunderts beschreibt: in eine Zeit vor Psycho und eine Zeit danach.
Er selbst erklärte in einem amerikanischen Fernseh-Interview 1972, was er anders mache, so:
"Nichts ist langweiliger als eine Kneipenschlägerei in einem Western-Film. Was soll da passieren? Dass Möbel kaputtgehen, Flaschen?
Aber wenn man die Zuschauer mitnimmt, ihnen ein Gesicht nah zeigt, Arme, Hände, dann involviert man die Zuschauer viel enger."
Mit "Psycho" brach Hitchcock 1960 mit der Hollywood-Ästhetik und mit dem Hollywood-Happy-End.
Die Musik, die Dusche und der Schrei: Mit Janet Leigh in "Psycho" schuf Hitchcock eine der bekanntesten Szenen der Filmgeschichte.
Und revolutionierte dafür das Psychothriller-Genre. Sein Spitzname: Master of Suspense, Meister der Spannung.
Mehr als 50 Kinofilme realisierte der britische Regisseur, viele wurden Klassiker der Filmgeschichte, wie z.B. "Vertigo", "Die Vögel" oder "Marnie".
Doch Hitchcock konnte mehr, als Zuschauer das Fürchten zu lehren.
Er war auch bekannt für seinen Humor: Er habe Zuschauerpost von einem Mann bekommen, erzählte er einmal in einem Interview.
Nachdem dessen Tochter einen französischen Horrorfilm gesehen habe, habe sie Angst gehabt zu baden. Nun, nach Psycho, habe sie Angst zu duschen.
Er solle sie in die Reinigung bringen, habe er dem Zuschauer empfohlen.
Vielleicht war es der britische Humor, der da durchschimmerte, denn Hitchcock wurde am 13.08.1899 als Sohn eines Gemüsehändlers im Londoner East End geboren.
Er besuchte das Theater in London, verschlang Krimis. Und er fühlte sich auch, nachdem er als erfolgreicher Filmemacher in die USA gezogen war, als Londoner.
Hitchcocks Wege führten auch über Deutschland. Seinen allerersten Film drehte er 1925 in München.
"Irrgarten der Leidenschaft" war ein Melodrama - und dankenswerterweise ein Stummfilm, wie Hitchcock in einem Interview erklärte.
Denn sein Deutsch hielt sich - noch - in Grenzen.
1966 drehte Hitchcock den Politthriller "Der zerrissene Vorhang" und ließ dafür deutsche Orte im amerikanischen Studio nachbauen.
Auf mittlerweile fast fließendem Deutsch erklärte er:
"Wenn man ist in eine unfreundliche Platz, die Spannung ist mehr, das ist, weil ich habe Ostdeutschland gewählt."
Hitchcock interessierte sich für das Dunkle. Für Abgründe, Schuld, Angst, Scham und Sex. Als Filmemacher war er Perfektionist.
Hitchcock war ein Meister der Inszenierung (er plante jede Szene genau) und Selbstinszenierung.
Sein Porträt hat sich durch die obligatorischen Cameo-Auftritte in seinen Filmen und dank seiner Fernsehreihe ins kollektive Gedächtnis gebrannt.
Bei seinen Hauptdarstellerinnen setzte Hitchcock generell auf eine besondere Inszenierung.
Die "Hitchcock-Blondine" ist bis heute fester Bestandteil des Hitchcock-Mythos.
Immer wieder besetzte er blonde Schauspielerinnen für seine Filme oder ließ sie blondieren:
Joan Fontaine, Ingrid Bergmann, Grace Kelly, Doris Day, Tippi Hedren, Kim Novak oder eben auch Janet Leigh in "Psycho".
Hitchcock betrachtet die Frauen in seinen Filmen dabei immer durch die Brille seiner männlichen, weißen Hauptfigur.
Die Rollen schwanken dabei zwischen distanziert-kühl, geheimnisvoll oder unverhohlen sexy.
Sie bleiben in aller Regel mehr fetischisierte Objekte der Begierde als tatsächlich komplexe Frauenfiguren.
Nicht wenige der Schauspielerinnen sprachen rückblickend über eine schwierige und erniedrigende Zusammenarbeit.
Hitchcock versetzte seine Schauspielerinnen gerne in Bedrängnis, um ihnen die für seine Filme nötige Stimmung abzuringen.
Madeline Carroll, die in ihrer Hauptrolle in "Die 39 Stufen" (1935) an ihren Filmpartner Richard Hannay gekettet wurde, durfte angeblich in ihren Filmpausen die Handschellen nicht abnehmen, nicht einmal, um auf die Toilette zu gehen.
Kim Novak, die in "Vertigo" die Hauptrolle spielte, erinnerte sich, dass Hitchcock ihr während des Drehs wiederholt das Gefühl gab, zu gewöhnlich zu sein.
Erst später fand sie heraus, dass er eigentlich die Schauspielerin Vera Miles für die Rolle favorisiert hatte und mit ihrer Wahl unzufrieden war... 😒
Besonders grausam trieb Hitchcock seine sadistischen Spielchen mit Tippi Hedren.
Hedren, die im Kultfilm "Die Vögel“ ihren Durchbruch hatte, musste einige Torturen über sich ergehen lassen.
Eine Woche lang drehte Hitchcock etwa am großen Vogelangriff auf ihre Figur Melanie.
Er ließ dafür echte Möwen, Krähen und Raben an seiner Schauspielerin festbinden, nach den Dreharbeiten musste Hedren in ärztliche Betreuung.
Im Zuge der MeToo-Debatte erhob Hedren schließlich in ihrer Autobiografie schwerwiegende Vorwürfe gegen den Regisseur.
Er habe versucht, sie mit Alkohol gefügig zu machen, habe sie am Set isoliert und ihr Obszönitäten zugeflüstert.
Eines Tages habe er sich im Auto auf sie geworfen und versucht, sie zu küssen.
Über die Übergriffe schreibt Hedren:
"Ich habe noch nie Details darüber erzählt und ich werde es auch jetzt nicht. Ich sage nur, dass er mich plötzlich packte und seine Hände auf mich legte.
Es war sexuell, es war pervers und es war hässlich.“
Noch einen weiteren Film drehte Hedren nach dem Erfolg von "Die Vögel“ mit Hitchcock: "Marnie“.
Am Set habe der Regisseur ihr offen sexuelle Angebote gemacht. Als sie ablehnte, habe er damit gedroht, ihre Karriere zu zerstören.
Rückblickend schreibt Hedren: "Er hat meine Karriere ruiniert, nicht mein Leben."
Auch Eva Marie Saint, der Hauptdarstellerin in "Der unsichtbare Dritte", soll ungewollte Küsse des Regisseurs über sich haben ergehen lassen.
Alfred Hitchcock starb am 29. April 1980 in Los Angeles mit 81 Jahren, kurz nachdem er von der Queen in den Adelsstand gehoben wurde.
Wie umgehen mit dem Vermächtnis von Hitchcock?
Hitchcocks psychische Spiele wurden auch in Medien und Büchern lange Zeit als wirksame Einfälle eines genialen Regisseurs relativiert, der mit Kniffen das Beste aus seinen Hauptdarstellerinnen herauszuholen wusste.Heute würden sie zu Recht als Machtmissbrauch geahndet werden...
Trotz allem: Hitchcock Filme sind und bleiben ein wertvolles Stück Filmgeschichte, die auch heute zu Recht noch als solche Bestand haben.
Der Mann Alfred Hitchcock aber stünde heute für sein Verhalten vermutlich in einer Reihe mit Harvey Weinstein, Bill Cosby oder Dieter Wedel. 😔
Einmal mehr gilt es, Mann und Werk voneinander zu trennen:
Hitchcocks 125. Geburtstag ist daher nicht nur Anlass, um sein filmisches Vermächtnis zu feiern, sondern auch, um an seine menschlichen Verfehlungen und deren Opfer zu erinnern.
Quellen: Tagesschau, SWR, Wikipedia