Trauer: Der österreichische Schauspieler, Kabarettist und Intendant Otto Schenk ist tot

SteveJ

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Als Schauspieler schlüpfte er in diverse Rollen, nicht nur auf der Theaterbühne, auch in über 30 Filmen war Otto Schenk zu sehen.
Darunter zum Beispiel in Helmut Dietls "Late Show" von 1999.
Dort spielte er an der Seite von Thomas Gottschalk, Veronica Ferres, Andrea Sawatzki oder Harald Schmidt.
In seiner Heimat Wien durfte sich Otto Schenk eine Legende nennen. (y)

Jetzt ist Otto Schenk nach langem, erfülltem Leben am Donnerstag im Alter von 94 Jahren in seinem Haus am Irrsee gestorben, wie die österreichische Zeitung "Der Standard" online berichtet. :(
Das bestätigte auch Sohn Konstantin.

Otto Schenk, am 12. Juni 1930 in Wien geboren, war Sohn eines österreichischen Notars und einer italienischen Mutter, beide katholisch.
Die Großeltern väterlicherseits waren zwar getauft, aber jüdischer Herkunft.
Die Nazi-Rassengesetze stuften ihn daher als "Mischling" ein, so entkam er dem Terror und überlebte die Zeit der Barbarei, wenn auch nur knapp.
Nach der Matura an der Stubenbastei – einer seiner Kommilitonen war Friedrich Gulda – wechselte er nach zwei Semestern Rechts- und Staatswissenschaften an der Wiener Uni ans Max-Reinhardt-Seminar.

Otto Schenk begann seine Karriere in den frühen 1950er-Jahren unter anderem am Wiener Volkstheater. Schnell führte er bei etlichen Stücken auch Regie.
1957 inszenierte er seine erste Oper, Mozarts "Die Zauberflöte", am Salzburger Landestheater. Auch die große Leinwand machte Schenk zu seiner Bühne.
Zu seinen Filmen gehören unter anderem "Mein alter Freund Fritz", "Guter Rat ist billig" oder "Liebe möglicherweise".
Zuletzt sah man den Österreicher 2019 im Film "Vier Saiten" von Michael Kreihsl.

"Der Standard" beschreibt Schenk als "Weltkünstler" vor allem in Bezug auf seine Arbeiten als Opern-Regisseur.
Als Komödiant sei er demnach vor allem auch ein "Großmeister der Pointe" gewesen.
"Seine Kunst, die doch keine Gelegenheit zum Possenreißen verschmähte, besaß etwas Abwartendes, Lauerndes. Otto Schenks Genie war, obzwar es Züge der Sesshaftigkeit trug, raubtierhaft".

Jene Exzellenz, der er seine Popularität verdankte, erwarb er im schwierigsten Fach: dem Humor, den er zeitlebens sehr ernst nahm.
Mit Wortwitz und – selbst in jungen Jahren – Lebensweisheit reklamierte er sich in die Herzen der Menschen, seit er unter Karl Farkas im Kabarett debütierte.
Klassiker wurden die "Lacherfolge" in Doppelconference mit Helmut Lohner und sein Requisiteursmonolog "Die Sternstunde des Josef Bieder".
Ein spätes Highlight war auch "Zu blöd, um alt zu sein" mit Michael Niavarani.
Selbst wenn nur seine Stimme zu hören war, brachte er das Publikum zum Lachen und berührte zugleich tief. :clap_1)

Seine Synchronisation des Animationsfilms "Oben" mit österreichischem Idiom wurde viel beachtet.
In der österreichischen Version des Disney-Films von 2009 lieh er dem liebenswerten Misanthropen Carl Federicksen seine Stimme.
Damit gelang ihm in hohem Alter das Kunststück, auch bei den Jüngsten zu punkten.
Ein anspruchsvolles Publikum, das ernst zu nehmen sei, so Schenk: Kinder, sagte er, solle man "nie für Trottel halten".
Für sie müsse man Geschichten besonders spannend erzählen.

Schenk spielte und inszenierte auch an den bedeutendsten Opernhäusern der Welt:
an der Wiener Burg und großen deutschen Bühnen ebenso wie an der Mailänder Scala.
30 verschiedene Opern allein an der Wiener Staatsoper, 15 an der Metropolitan Opera New York:
"Ich weiß gar nicht, wann das war und wie man das überhaupt kann. Wenn man mich vorher gefragt hätte:
'Willst du 30 Opern an der Staatsoper machen?‘, hätte ich ihn für wahnsinnig erklärt. Ich hab’s auch nicht geglaubt, bis man mir die Liste vorgelegt hat“
, notierte Schenk in seiner Biografie "Ich bleib noch ein bissl".

Schenk heiratete 1956 Renée Michaelis. Das Paar wurde nur ein Jahr später Eltern von Sohn Konstantin.
Schenk verlor seine Frau im April 2022, sie starb nach langer Krankheit im Alter von 95 Jahren.

Schenk stand fast 60 Jahre lang als Kabarettist auf der Bühne. Sein Motto dabei: "Sachen zum Lachen". :D
Dabei schlüpfte er immer wieder in die gleiche Rolle: den Schenk. Im März 2021 machte er Schluss mit der Bühne, gab seinen Abschied bekannt.
Ein halbes Jahr zuvor hatte er bereits zum letzten Mal auf der Theaterbühne gestanden, als Diener Firs in "Der Kirschgarten".

"Die Kunst, zum Lachen zu bringen, ist Otto Schenk wie kaum einem anderen gegeben. Weil dieses Lachen aber mit dem geheimen Erkennen menschlicher Fehlbarkeit verbunden ist, lieben ihn die Menschen“, lautete im Jahr 2000 die Begründung für den "Nestroy“ für sein Lebenswerk.
"Otto Schenk hilft ihnen, im Lachen für Augenblicke ihre Ängste aufzulösen. Und tröstet sie damit über eigenes Missgeschick, eigene Schwächen hinweg.
So ist er zum populärsten Schauspieler Österreichs geworden.“


R.I.P. Otto Schenk 🕯️

Quellen: T-Online, Der Standard, ORF
 

Padderson

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zumindest hat er ein langes Leben gehabt. Ruhe in Frieden
 
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