Grand Prix Malaysia - Tödlicher Unfall schockt Motorsport
Fassungslosigkeit und Trauer in Sepang: Bei einem schweren Sturz im MotoGP-Rennen ist Marco Simoncelli tödlich verunglückt. Der Italiener war kurz nach dem Start gestürzt und hatte durch die Wucht des Aufpralls seinen Helm verloren. Der 24-Jährige erlag wenig später seinen schweren Verletzungen.
Simoncelli war in Runde zwei gestürzt und vom US-Amerikaner Colin Edwards und Valentino Rossi (Italien) überrollt worden.
Es war der zweite tödliche Motorsport-Unfall innerhalb einer Woche, nachdem IndyCar-Pilot Dan Wheldon vor sieben Tagen sein Leben verloren hatte.
"Er hat beim Unfall schwere Verletzungen an Kopf, Nacken und Brustkorb davongetragen", erklärte der medizinische Direktor Michele Macchiagodena: "Er war bewusstlos und erlitt einen Herzstillstand. Es wurden sofort Reanimationsmaßnahmen ergriffen. Im Medical Centre wurde er intubiert und es konnte Blut aus dem Brustkorb entfernt werden. Die Wiederbelebungsversuche wurden 45 Minuten lang durchgeführt."
Renndirektor Paul Butler kündigte eine eingehende Untersuchung des Vorfalls an.
Keine Ausweichmöglichkeit
Ausgerechnet auf der Strecke, auf der Simoncelli 2008 seinen WM-Titel in der 250er Klasse ausgelassen gefeiert hatte, herrschte nur noch Schock und Trauer. In Runde zwei war Simoncelli in der elften Kurve ausgerutscht. Die hinter ihm fahrenden Edwards und Rossi konnten nicht mehr ausweichen.
Edwards traf den am Boden bereits ohne Helm liegenden Simoncelli mit vollem Speed im Rückenbereich, auch Rossi erwischte seinen befreundeten Kollegen voll. Simoncellis Helm wurde abgerissen und rollte ins Gras. Der Honda-Pilot blieb regungslos auf der Strecke liegen.
Das zunächst abgebrochene Rennen wurde daraufhin abgesagt und ersatzlos aus dem Rennkalender 2011 gestrichen.
Vater & Freundin vor Ort
Nach dem Unfall herrschte Stille auf dem gut besuchten Sepang-Circuit. Die Piloten verkrochen sich in ihren Boxen, warteten geschockt, ungeduldig und voller Sorgen auf die neuesten Informationen über Simoncellis Zustand.
In seiner Box weinte Simoncellis Freundin in böser Vorahnung hemmungslos, ehe sie sich mit den Teammitgliedern und dem Vaters des Opfers vor dem Medical Center versammelte, um schließlich die traurige Nachricht in Empfang zu nehmen.
Talentierter Paradiesvogel
Simoncelli galt als Paradiesvogel der Szene. Sein Lockenkopf war das Markenzeichen des in Cattolica geborenen Rennfahrers, der bereits mit sieben Jahren erste Erfahrungen auf einem Pocket Bike sammelte. "Supersic", wie der 1,83 Meter große Pilot gerufen wurde, kannte auf dem Motorrad weder Freunde noch Feinde. Seine aggressive Fahrweise grenzte oftmals an übertriebene Risikofreude und löste bei manchen Rivalen Ärger aus.
2002 fuhr Simoncelli in Tschechien seinen ersten Grand Prix, nachdem er im selben Jahr Europameister in der 125-Kubikzentimeter-Klasse geworden war. Nach dem WM-Titel 2008 gelang ihm ein Jahr später noch ein dritter Gesamtrang im Viertelliter-Limit. Danach stieg er in die Königsklasse MotoGP um.
Simoncelli wurde als ein möglicher Thronfolger von Superstar Rossi gehandelt. In dieser Saison bestätigte er die Erwartungen. Zwei Podestplätze und zwei Pole Position auf der eher unterlegenen Gresini-Honda untermauerten das Talent des so lebensfrohen Fahrers. Simoncelli hatte in seiner Laufbahn insgesamt 148 Grand-Prix-Rennen bestritten, er feierte 14 Siege.
Ein Jahr nach Tomizsawa
Zuletzt war vor etwas mehr als einem Jahr beim GP von San Marino der Japaner Shoya Tomizsawa in der Klasse Moto2 tödlich verunglückt.
Der italienische Sport hielt am Sonntag eine Schweigeminute für Simoncelli ab. Dies gab Gianni Petrucci als Präsident des italienischen Olympia-Komitees CONI bekannt. Die beiden Mailänder Fußballklubs Inter und AC Milan reagierten mit Solidaritätsadressen und kondolierten der Familie.
Quelle: eurosport.de
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Schwere Kopf- und Nackenverletzungen führten zum Tod
Nach den tragischen Ereignissen in Malaysia fand eine Pressekonferenz statt, um auf die Umstände von Marco Simoncellis tödlichem Unfall einzugehen. Anwesend waren Renndirektor Paul Butler, FIM-Repräsentant Claude Danis, Fahrervertreter Franco Uncini, und Dorna-Vertreter Javier Alonso. Michele Macchiagodena war für die ärztliche Versorgung zuständig und gab Auskunft über die Situation nach dem Unfall.
"Ich bin sehr traurig, dass ich den Tod von Marco Simoncelli, einem Freund, berichten muss. Nach dem Unfall, bei dem er von anderen Fahrern getroffen wurde, erlitt er eine sehr ernste Kopfverletzung, Verletzungen im Nacken und im Brustbereich", sagt Macchiagodena. "Als unser Ärzteteam bei ihm ankam, war er bewusstlos. Im Rettungswagen gab es einen Herzstillstand und wir starteten mit der Reanimation."
"Als wir im Medical Center ankamen, wurde er mit Hilfe der Ärzte der Clinica Mobile und einiger lokaler Ärzte künstlich beatmet. Es war möglich, die Blutung im Brustkorb etwas zu stillen. Die Herzmassage wurde für 45 Minuten fortgesetzt, weil wir ihm so lange wie möglich helfen wollten. Leider war es uns unmöglich. Um 16:56 Uhr (Lokalzeit; Anm. d. Red.) mussten wir ihn für tot erklären."
Es wurde die Frage gestellt, was mit dem Helm war, denn Simoncelli verlor bei dem Sturz seinen Kopfschutz. Butler antwortete darauf: "Ich schätze, das kommt zu einem anderen Zeitpunkt. Die genauen Konsequenzen und Umstände dieses Unfalls werden genau untersucht werden."
Auch Colin Edwards trug bei dem Unfall Verletzungen davon. "Seine rechte Schulter war ausgekugelt und ist jetzt wieder eingerenkt", sagt Macchiagodena. "Er ist in Ordnung."
Butler schloss die Pressekonferenz mit folgenden Worten: "Unsere Gedanken gehen an seine Familie. Wir wollen Marco jeden möglichen Respekt erweisen."
(Motorsport-Total.com)