SteveJ
V:I:P
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Das letzte Mal, dass Klaus Wolfermann sich meldete, war im September 2023.
Die Weltmeisterschaften in Budapest lagen gerade hinter der deutschen Leichtathletik, das Abschneiden war mal wieder ernüchternd...
Das wühlte ihn auf, er fand die deutschen Teilnehmer zu anspruchslos im internationalen Wettkampf.
Er wollte überprüfen, ob das nur seine Meinung wäre oder wie andere es sähen. Dann rief er halt auch mal bei einem Journalisten an, um das Thema zu diskutieren.
“Das Deema“ – so klang das bei ihm, Klaus Wolfermann stammte nämlich aus Altdorf bei Nürnberg.
In der Nacht zu Mittwoch ist Klaus Wolfermann im Alter von 78 Jahren gestorben, wie seine Familie der dpa berichtete.
Er war ein großer Netzwerker, der wichtigste einer Generation, die in Deutschland einen besonderen Status erreichte:
Die Stars der Olympischen Spiele 1972 in München.
Wolfermann gewann 1972 in München Gold im Speerwerfen. Eine Sensation!
Wer es miterlebte, wurde die Zahlen dazu nie mehr los: Klaus Wolfermann 90,48 Meter, Janis Lusis 90,46 Meter.
Nur mikrige zwei Zentimeter trennten damals Gold und Silber...
"Der kleine Riese mit dem goldenen Arm" nannte man den nur 1,76 Meter großen Leichtathleten oft.
Lusis aus der UdSSR galt als unbezwingbar, doch Wolfermann spürte in diesem Wettkampf, wie seine Chance wuchs.
Ein Zeichen der Nervosität beim großen Konkurrenten: “Er aß seinen Apfel nicht zu Ende, warf ihn weg.“
Als Wolfermann gewonnen hatte, entschuldigte er sich bei Lusis.
"Sorry, es tut mir leid, dass ich gewonnen habe", habe er zu ihm gesagt.
"Da hat er gesagt: Macht nix, ich habe ja in Mexiko schon gewonnen."
Sie waren echte Freunde.
Lusis, der aus Lettland stammte, hatte als verdienter Athlet Sonderrechte, konnte in den Westen reisen.
Er wohnte dann immer bei den Wolfermanns in Penzberg.
“Du kannst bleiben, solange du willst“, sagte der Hausherr.
Zwei Tage nach jenem Sonntag von München verübte eine palästinensische Terrororganisation ihren mörderischen Anschlag auf das israelische Sportler-Team.
Unter den elf getöteten Geiseln war auch der Gewichtheber Josef Romano, mit dem Wolfermann vor den Spielen noch trainiert hatte.
"Da war ich natürlich geschockt", erinnerte sich Wolfermann vor einigen Jahren.
Er bekam wie andere deutsche Sportler damals Bodyguards an die Seite gestellt. "Man hatte nicht nur Bedenken, sondern schon Angst bekommen."
Der gelernte Werkzeugmacher vom SV Gendorf kam einst über Turnen, Handball und Zehnkampf zum Speerwerfen.
Zehn Tage vor Olympia 1972 übertraf er erstmals die 90-Meter-Marke, Lusis war damals Weltrekordler mit 93,80 Metern.
Im Mai 1973 übertraf Wolfermann in Leverkusen mit 94,08 Metern diese Bestmarke. Sein Rekord hatte fast vier Jahre Bestand.
Der "Sportler des Jahres" Wolfermann holte nie eine Medaille bei Europameisterschaften, Weltmeisterschaften gab es damals noch nicht.
Zwischen 1969 und 1974 war er sechsmal nacheinander deutscher Meister.
Olympia 1976 verpasste er wegen einer Armverletzung.
Deutschlands Sportler des Jahres 1972 und 1973 blieb mit seiner Vermarktungsagentur auch nach seiner Karriere dem Sport verbunden, engagierte sich sozial unter anderem für den FC Olympia.
Wolfermann machte viel im Bereich Charity, seine Kartei von Prominenten umfasste Tausende Namen.
Er trieb Gelder für deutsche Leichtathleten auf und für Münchner und oberbayerische Sporttalente.
Und er hielt die Generation von 1972 zusammen. Nicht nur die Westler, auch die damaligen DDR-Sportlerinnen und Sportler.
So kehrte z.B. Kornelia Ender, einstige DDR-Wunderschwimmerin, in München mit 13 jüngste Teilnehmerin der Spiele, regelmäßig bei ihm ein, wenn sie auf dem Weg in den Winterurlaub war.
1972 war sein Lebensglück, er empfand das auch als Lebensverpflichtung. Sein Tod reißt eine Lücke.
Man kann gar nicht glauben, dass sie entstand, weil er immer voller Energie war.
Lieselott Linsenhoff, die Dressurreiterin, Schütze Conny Wirnhier, das Springreiter-Quartett um Hans-Günter Winkler, Boxer Dieter Kottysch, nun Klaus Wolfermann – es sind schon einige, deren Name mit München 1972 verbunden ist, gegangen. 😔
Die Zeitzeugen werden weniger, aber es sind noch etliche präsent von den Gold-Dekorierten:
Aus dem Bahnradvierer mit Hans-Johann Färber, dem Opa des aktuellen Sportlers des Jahres, Oliver Zeidler oder 100- und 200-Meter Olympiasiegerin Renate Stecher aus Jena und Karin Büttner-Janz, die Turnkönigin der DDR.
Aber jetzt haben sie den verloren, der keinen von ihnen vergaß.
R.I.P. Klaus Wolfermann 🕯️
Quellen: Ippen-Digital, ZDF, sportschau.de, Wikipedia
Die Weltmeisterschaften in Budapest lagen gerade hinter der deutschen Leichtathletik, das Abschneiden war mal wieder ernüchternd...
Das wühlte ihn auf, er fand die deutschen Teilnehmer zu anspruchslos im internationalen Wettkampf.
Er wollte überprüfen, ob das nur seine Meinung wäre oder wie andere es sähen. Dann rief er halt auch mal bei einem Journalisten an, um das Thema zu diskutieren.
“Das Deema“ – so klang das bei ihm, Klaus Wolfermann stammte nämlich aus Altdorf bei Nürnberg.
In der Nacht zu Mittwoch ist Klaus Wolfermann im Alter von 78 Jahren gestorben, wie seine Familie der dpa berichtete.
Er war ein großer Netzwerker, der wichtigste einer Generation, die in Deutschland einen besonderen Status erreichte:
Die Stars der Olympischen Spiele 1972 in München.
Wolfermann gewann 1972 in München Gold im Speerwerfen. Eine Sensation!
Wer es miterlebte, wurde die Zahlen dazu nie mehr los: Klaus Wolfermann 90,48 Meter, Janis Lusis 90,46 Meter.
Nur mikrige zwei Zentimeter trennten damals Gold und Silber...
"Der kleine Riese mit dem goldenen Arm" nannte man den nur 1,76 Meter großen Leichtathleten oft.
Lusis aus der UdSSR galt als unbezwingbar, doch Wolfermann spürte in diesem Wettkampf, wie seine Chance wuchs.
Ein Zeichen der Nervosität beim großen Konkurrenten: “Er aß seinen Apfel nicht zu Ende, warf ihn weg.“
Als Wolfermann gewonnen hatte, entschuldigte er sich bei Lusis.
"Sorry, es tut mir leid, dass ich gewonnen habe", habe er zu ihm gesagt.
"Da hat er gesagt: Macht nix, ich habe ja in Mexiko schon gewonnen."
Sie waren echte Freunde.
Lusis, der aus Lettland stammte, hatte als verdienter Athlet Sonderrechte, konnte in den Westen reisen.
Er wohnte dann immer bei den Wolfermanns in Penzberg.
“Du kannst bleiben, solange du willst“, sagte der Hausherr.
Zwei Tage nach jenem Sonntag von München verübte eine palästinensische Terrororganisation ihren mörderischen Anschlag auf das israelische Sportler-Team.
Unter den elf getöteten Geiseln war auch der Gewichtheber Josef Romano, mit dem Wolfermann vor den Spielen noch trainiert hatte.
"Da war ich natürlich geschockt", erinnerte sich Wolfermann vor einigen Jahren.
Er bekam wie andere deutsche Sportler damals Bodyguards an die Seite gestellt. "Man hatte nicht nur Bedenken, sondern schon Angst bekommen."
Der gelernte Werkzeugmacher vom SV Gendorf kam einst über Turnen, Handball und Zehnkampf zum Speerwerfen.
Zehn Tage vor Olympia 1972 übertraf er erstmals die 90-Meter-Marke, Lusis war damals Weltrekordler mit 93,80 Metern.
Im Mai 1973 übertraf Wolfermann in Leverkusen mit 94,08 Metern diese Bestmarke. Sein Rekord hatte fast vier Jahre Bestand.
Der "Sportler des Jahres" Wolfermann holte nie eine Medaille bei Europameisterschaften, Weltmeisterschaften gab es damals noch nicht.
Zwischen 1969 und 1974 war er sechsmal nacheinander deutscher Meister.
Olympia 1976 verpasste er wegen einer Armverletzung.
Deutschlands Sportler des Jahres 1972 und 1973 blieb mit seiner Vermarktungsagentur auch nach seiner Karriere dem Sport verbunden, engagierte sich sozial unter anderem für den FC Olympia.
Wolfermann machte viel im Bereich Charity, seine Kartei von Prominenten umfasste Tausende Namen.
Er trieb Gelder für deutsche Leichtathleten auf und für Münchner und oberbayerische Sporttalente.
Und er hielt die Generation von 1972 zusammen. Nicht nur die Westler, auch die damaligen DDR-Sportlerinnen und Sportler.
So kehrte z.B. Kornelia Ender, einstige DDR-Wunderschwimmerin, in München mit 13 jüngste Teilnehmerin der Spiele, regelmäßig bei ihm ein, wenn sie auf dem Weg in den Winterurlaub war.
1972 war sein Lebensglück, er empfand das auch als Lebensverpflichtung. Sein Tod reißt eine Lücke.
Man kann gar nicht glauben, dass sie entstand, weil er immer voller Energie war.
Lieselott Linsenhoff, die Dressurreiterin, Schütze Conny Wirnhier, das Springreiter-Quartett um Hans-Günter Winkler, Boxer Dieter Kottysch, nun Klaus Wolfermann – es sind schon einige, deren Name mit München 1972 verbunden ist, gegangen. 😔
Die Zeitzeugen werden weniger, aber es sind noch etliche präsent von den Gold-Dekorierten:
Aus dem Bahnradvierer mit Hans-Johann Färber, dem Opa des aktuellen Sportlers des Jahres, Oliver Zeidler oder 100- und 200-Meter Olympiasiegerin Renate Stecher aus Jena und Karin Büttner-Janz, die Turnkönigin der DDR.
Aber jetzt haben sie den verloren, der keinen von ihnen vergaß.
R.I.P. Klaus Wolfermann 🕯️
Quellen: Ippen-Digital, ZDF, sportschau.de, Wikipedia