SteveJ
V:I:P
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Mit einem handfesten Fernsehskandal schüttelt Christian Quadflieg im Jahr 1977 die Bürde ab, der Sohn seines Vaters zu sein.
Im legendären "Tatort" mit dem Titel "Reifezeugnis" spielt Quadflieg einen Lehrer, der eine Affäre mit seiner minderjährigen Schülerin (Nastassja Kinski) hat.
Quadflieg ist da Anfang 30 und hatte sich über Jahre anhören müssen, dass er ein schauspielerisches Leichtgewicht sei.
Alleine die Tatsache, dass er nicht am Theater spiele, sondern vor der Kamera agiere, was seinerzeit im Feuilleton als unwürdig für "echte" Schauspieler galt, sage alles darüber aus, wie wenig der Sohn an den Vater heranreiche.
Heute, da kaum noch einer weiß, wer Will Quadflieg war, kann man nicht mehr ermessen, welchem Druck sich Christian Quadflieg aussetzt, als er sich in den Sechzigerjahren entscheidet Schauspieler zu werden.
Will Quadflieg (1914-2003) ist damals der Fixstern am Theaterhimmel im Nachkriegsdeutschland.
Eine Legende, überlebensgroß, der Dr. Heinrich Faust aus der kanonischen "Faust"-Verfilmung von und mit Gustaf Gründgens.
Christian Quadflieg, der Sohn, hatte also keine Chance – und nutzte sie.
Großgewachsen und gewissermaßen die gut aussehende Version seines Vaters, wirft er sich furchtlos ins Getümmel und spielt alles.
Er wird notorisch unterschätzt, ständig reibt man ihm den unerreichbaren Vater unter die Nase, was Quadflieg stoisch ignoriert, alles andere hilft ja nicht.
Er schnappt sich bald interessante Rollen, die jugendlichen Liebhaber bringen ihn nicht weiter, das weiß er sehr genau.
Biedermänner mit Abgründen, Männer, die integer wirken, es aber nicht sind, das wird seine Spezialität – wie eben in der berühmten "Tatort"-Folge.
Es folgen recht ansehnliche Fernsehspiele und prägnante Gastauftritte in Krimis wie "Der Alte", "Derrick" oder "Siska".
Die Siebziger- und Achtzigerjahre werden seine große Zeit, er schwimmt sich langsam frei und emanzipiert sich vom großen Vater, gegen den er im Vergleich viel nuancierter und uneitler agiert – es ist eine andere Schauspielergeneration, Vergleiche sind letztlich müßig.
Nicht nur als Schauspieler feiert Quadflieg Erfolge, auch als Synchronsprecher wird er oft gebucht und spricht Hörbücher ein.
Von 1986 an sorgt Quadflieg in der ZDF-Serie "Der Landarzt" für Traumquoten und ist auf dem Höhepunkt seiner Popularität – ohne abseits der Fernsehstudios oder Sets aufzufallen, was ausdrücklich als Kompliment gemeint ist.
Quadflieg bewirbt professionell seine Produktionen, aber er geht sehr gekonnt allem aus dem Weg, was man als Jet-Set-Falle bezeichnen könnte.
Der Star nimmt seine Arbeit ernst, aber Schauspielerei ist ein Beruf, nicht sein Leben.
Beinahe ein halbes Jahrhundert ist er skandalfrei mit derselben Frau verheiratet und liefert dem Boulevard auch sonst kein Futter.
Der Mann ist Profi und klug genug, um zu wissen, dass man privates Glück nur im Verborgenen finden kann, gerade als öffentliche Person.
Im Fernsehen macht er sich ab der Jahrtausendwende rar, die Angebote überzeugen ihn nicht mehr.
Die Zeiten aufwendiger Fernsehspiele ist vorüber, und ständig sinkende Budgets machen auch Serien nicht besser.
Quadflieg hadert nicht und setzt stattdessen auf Lesungen, die immens gut ankommen.
Quadflieg hat eine geschulte, wohlklingende Stimme und weiß, wie man ein Publikum bei Laune hält.
Im Jahr 2007 taucht er ein letztes Mal im Fernsehen auf, im "Alten", und leistet sich ansonsten den Luxus, sich niemanden mehr anzubiedern und Rollen zu suchen, sondern zufrieden zu sein mit dem, was er hatte.
Man darf sich Quadflieg als glücklichen Menschen vorstellen, der sich frei gemacht hat vom Urteil anderer – weil er gar keine andere Wahl hatte.
Er ist notorisch unterschätzt worden, tatsächlich war er ein charismatischer Darsteller, der keine Angst davor hatte unsympathisch zu wirken, wenn es der Geschichte diente.
Wie seine Familie mitteilte, ist Christian Quadflieg nach langer, schwerer Krankheit bereits am Sonntag (16.7.) mit 78 Jahren gestorben.
Man brauche vor allem Glück, hat er einmal gesagt.
Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
R.I.P. Christian Quadflieg 🕯️
Quellen: Ippen-Media, Tagesschau, ZDF, T-Online, Welt
Im legendären "Tatort" mit dem Titel "Reifezeugnis" spielt Quadflieg einen Lehrer, der eine Affäre mit seiner minderjährigen Schülerin (Nastassja Kinski) hat.
Quadflieg ist da Anfang 30 und hatte sich über Jahre anhören müssen, dass er ein schauspielerisches Leichtgewicht sei.
Alleine die Tatsache, dass er nicht am Theater spiele, sondern vor der Kamera agiere, was seinerzeit im Feuilleton als unwürdig für "echte" Schauspieler galt, sage alles darüber aus, wie wenig der Sohn an den Vater heranreiche.
Heute, da kaum noch einer weiß, wer Will Quadflieg war, kann man nicht mehr ermessen, welchem Druck sich Christian Quadflieg aussetzt, als er sich in den Sechzigerjahren entscheidet Schauspieler zu werden.
Will Quadflieg (1914-2003) ist damals der Fixstern am Theaterhimmel im Nachkriegsdeutschland.
Eine Legende, überlebensgroß, der Dr. Heinrich Faust aus der kanonischen "Faust"-Verfilmung von und mit Gustaf Gründgens.
Christian Quadflieg, der Sohn, hatte also keine Chance – und nutzte sie.
Großgewachsen und gewissermaßen die gut aussehende Version seines Vaters, wirft er sich furchtlos ins Getümmel und spielt alles.
Er wird notorisch unterschätzt, ständig reibt man ihm den unerreichbaren Vater unter die Nase, was Quadflieg stoisch ignoriert, alles andere hilft ja nicht.
Er schnappt sich bald interessante Rollen, die jugendlichen Liebhaber bringen ihn nicht weiter, das weiß er sehr genau.
Biedermänner mit Abgründen, Männer, die integer wirken, es aber nicht sind, das wird seine Spezialität – wie eben in der berühmten "Tatort"-Folge.
Es folgen recht ansehnliche Fernsehspiele und prägnante Gastauftritte in Krimis wie "Der Alte", "Derrick" oder "Siska".
Die Siebziger- und Achtzigerjahre werden seine große Zeit, er schwimmt sich langsam frei und emanzipiert sich vom großen Vater, gegen den er im Vergleich viel nuancierter und uneitler agiert – es ist eine andere Schauspielergeneration, Vergleiche sind letztlich müßig.
Nicht nur als Schauspieler feiert Quadflieg Erfolge, auch als Synchronsprecher wird er oft gebucht und spricht Hörbücher ein.
Von 1986 an sorgt Quadflieg in der ZDF-Serie "Der Landarzt" für Traumquoten und ist auf dem Höhepunkt seiner Popularität – ohne abseits der Fernsehstudios oder Sets aufzufallen, was ausdrücklich als Kompliment gemeint ist.
Quadflieg bewirbt professionell seine Produktionen, aber er geht sehr gekonnt allem aus dem Weg, was man als Jet-Set-Falle bezeichnen könnte.
Der Star nimmt seine Arbeit ernst, aber Schauspielerei ist ein Beruf, nicht sein Leben.
Beinahe ein halbes Jahrhundert ist er skandalfrei mit derselben Frau verheiratet und liefert dem Boulevard auch sonst kein Futter.
Der Mann ist Profi und klug genug, um zu wissen, dass man privates Glück nur im Verborgenen finden kann, gerade als öffentliche Person.
Im Fernsehen macht er sich ab der Jahrtausendwende rar, die Angebote überzeugen ihn nicht mehr.
Die Zeiten aufwendiger Fernsehspiele ist vorüber, und ständig sinkende Budgets machen auch Serien nicht besser.
Quadflieg hadert nicht und setzt stattdessen auf Lesungen, die immens gut ankommen.
Quadflieg hat eine geschulte, wohlklingende Stimme und weiß, wie man ein Publikum bei Laune hält.
Im Jahr 2007 taucht er ein letztes Mal im Fernsehen auf, im "Alten", und leistet sich ansonsten den Luxus, sich niemanden mehr anzubiedern und Rollen zu suchen, sondern zufrieden zu sein mit dem, was er hatte.
Man darf sich Quadflieg als glücklichen Menschen vorstellen, der sich frei gemacht hat vom Urteil anderer – weil er gar keine andere Wahl hatte.
Er ist notorisch unterschätzt worden, tatsächlich war er ein charismatischer Darsteller, der keine Angst davor hatte unsympathisch zu wirken, wenn es der Geschichte diente.
Wie seine Familie mitteilte, ist Christian Quadflieg nach langer, schwerer Krankheit bereits am Sonntag (16.7.) mit 78 Jahren gestorben.
Man brauche vor allem Glück, hat er einmal gesagt.
Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
R.I.P. Christian Quadflieg 🕯️
Quellen: Ippen-Media, Tagesschau, ZDF, T-Online, Welt
