SteveJ
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Es bleibt kompliziert...
Über das Thema Gendern mit Doppelpunkt, Unterstrich und Sternchen im Wortinneren – wie etwa bei "Schüler:innen", "Schüler_innen" oder "Schüler*innen" – gibt es schon lange eine gesellschaftliche Debatte in Deutschland.
Das Ganze ist längst politisch aufgeladen und kocht immer wieder hoch.
Im Alltag geht es um Fragen wie die, ob in der Schule Gendern als Fehler in einer Klausur gewertet wird.
Ändern wird sich daran auch nach der neuesten Äußerung des Rats für deutsche Rechtschreibung vermutlich nichts.
Wer sich eine eindeutige Positionierung erhofft hatte, die auf einen einfachen Nenner zu bringen ist, der wurde enttäuscht.
Selbst in dem Gremium als wichtige Instanz für Rechtschreibung war die Sitzung zum geschlechtergerechten Schreiben am Freitag sehr kontrovers, wie der Ratsvorsitzende Josef Lange danach im belgischen Eupen berichtete.
Der Rat kam auch deshalb zusammen, weil es im Vorfeld sehr viele Fragen von Behörden und Schulen gab, wie sie mit dem Thema Gendern umgehen sollen.
Ergebnis: Das Gremium stuft Genderzeichen im Wortinneren nicht als Kernbestand der deutschen Orthografie ein.
Zugleich führt der Rat in einer neuen Ergänzung zum Thema Sonderzeichen das Gendern im Wortinneren – Doppelpunkt, Unterstrich und Sternchen – auf.
Der Ratsvorsitzende Lange sagte zur Einordnung, dass man damit das gesellschaftliche Phänomen an sich beschreiben wolle.
Die Zeichen vermittelten "übersprachlich aufgeladen", dass damit alle Geschlechtsidentitäten gemeint seien.
Man trage der Tatsache Rechnung, dass es das Phänomen in der Gesellschaft gebe und sich sprachhistorisch entwickele.
Lange ergänzte zugleich: "Der Genderstern gehört nicht zum Kernbereich der deutschen Orthografie."
Es seien also auch weiterhin keine regulären Zeichen.
In der Folge könne es in einer Reihe von Fällen dazu führen, dass es grammatikalische Folgeprobleme gebe. Man müsse das Ganze weiter beobachten.
Weitere Handreichungen gab es nicht. Der Rat sieht seine künftige Arbeit aber besser systematisiert.
Lange machte zudem aus seiner Sicht klar: Es handele sich beim Gendern nicht um eine orthografische, sondern um eine gesellschaftspolitische Diskussion.
Die Spannungen könne man nicht mit orthografischen Mitteln auflösen. Die Orthografie sei lediglich ein Vehikel.
Die Aufgabe des Rates im Auftrag von staatlichen Stellen mehrerer Länder, die die deutsche Sprache verwenden, ist es, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auch mit Blick auf den Wandel der Sprache weiterzuentwickeln.
Das Gremium will nun den staatlichen Stellen – in Deutschland sind die Kultusministerkonferenz und das Bundesinnenministerium beteiligt – vorschlagen, das Amtliche Regelwerk durch den Abschnitt Sonderzeichen zu ergänzen.
Erst mit Billigung der staatlichen Stellen gibt es eine Bindungswirkung.
Es folgt jetzt voraussichtlich zunächst ein Anhörungsverfahren, im Dezember könnte final beschlossen werden.
Der Ratsvorsitzende versicherte, es sei eine politische Entscheidung, wie man Verwaltungstexte formuliert.
Bei den Schulen sei es einheitliche Meinung im Rat, dass in der Grundschule die deutsche Normsprache erlernt werden müsse, und dann könnte in höheren Schulstufen das differenzierter bewertet werden.
Ich persönlich finde es nach wie vor eine Verunglimpfung der deutschen "Normalsprache", weil da einige offensichtlich nicht kapiert haben, dass das natürliche Geschlecht (Sexus) und das grammatische Geschlecht (Genus) nicht viel miteinander zu tun haben müssen.
Mit dem Begriff des Genus wird das grammatische Geschlecht bezeichnet. In Sprachen mit Genussystem besitzt jedes Substantiv ein bestimmtes Genus.
Das Deutsche unterscheidet wie andere indoeuropäische Sprachen zwischen drei Genera: Maskulinum, Femininum, Neutrum.
Die romanischen Sprachen (mit Ausnahme des Rumänischen) unterscheiden zwischen zwei Genera und es gibt Sprachen, die gar kein Genussystem aufweisen (z. B. Türkisch, Finnisch, Ungarisch, Japanisch).
Das Fehlen eines Genussystems bedeutet aber nicht, dass diese Sprachen das natürliche Geschlecht nicht versprachlichen können.
In der Regel besteht eine hohe Kongruenz zwischen dem natürlichen und grammatischen Geschlecht.
Dies ist auch im Deutschen so, allerdings kann das grammatische Geschlecht auch vom natürlichen abweichen:
Quellen: Münchner Merkur, Tagesschau, Welt, Süddeutsche Zeitung, Universität Duisburg Essen
Über das Thema Gendern mit Doppelpunkt, Unterstrich und Sternchen im Wortinneren – wie etwa bei "Schüler:innen", "Schüler_innen" oder "Schüler*innen" – gibt es schon lange eine gesellschaftliche Debatte in Deutschland.
Das Ganze ist längst politisch aufgeladen und kocht immer wieder hoch.
Im Alltag geht es um Fragen wie die, ob in der Schule Gendern als Fehler in einer Klausur gewertet wird.
Ändern wird sich daran auch nach der neuesten Äußerung des Rats für deutsche Rechtschreibung vermutlich nichts.
Wer sich eine eindeutige Positionierung erhofft hatte, die auf einen einfachen Nenner zu bringen ist, der wurde enttäuscht.
Selbst in dem Gremium als wichtige Instanz für Rechtschreibung war die Sitzung zum geschlechtergerechten Schreiben am Freitag sehr kontrovers, wie der Ratsvorsitzende Josef Lange danach im belgischen Eupen berichtete.
Der Rat kam auch deshalb zusammen, weil es im Vorfeld sehr viele Fragen von Behörden und Schulen gab, wie sie mit dem Thema Gendern umgehen sollen.
Ergebnis: Das Gremium stuft Genderzeichen im Wortinneren nicht als Kernbestand der deutschen Orthografie ein.
Zugleich führt der Rat in einer neuen Ergänzung zum Thema Sonderzeichen das Gendern im Wortinneren – Doppelpunkt, Unterstrich und Sternchen – auf.
Der Ratsvorsitzende Lange sagte zur Einordnung, dass man damit das gesellschaftliche Phänomen an sich beschreiben wolle.
Die Zeichen vermittelten "übersprachlich aufgeladen", dass damit alle Geschlechtsidentitäten gemeint seien.
Man trage der Tatsache Rechnung, dass es das Phänomen in der Gesellschaft gebe und sich sprachhistorisch entwickele.
Lange ergänzte zugleich: "Der Genderstern gehört nicht zum Kernbereich der deutschen Orthografie."
Es seien also auch weiterhin keine regulären Zeichen.
In der Folge könne es in einer Reihe von Fällen dazu führen, dass es grammatikalische Folgeprobleme gebe. Man müsse das Ganze weiter beobachten.
Weitere Handreichungen gab es nicht. Der Rat sieht seine künftige Arbeit aber besser systematisiert.
Lange machte zudem aus seiner Sicht klar: Es handele sich beim Gendern nicht um eine orthografische, sondern um eine gesellschaftspolitische Diskussion.
Die Spannungen könne man nicht mit orthografischen Mitteln auflösen. Die Orthografie sei lediglich ein Vehikel.
Die Aufgabe des Rates im Auftrag von staatlichen Stellen mehrerer Länder, die die deutsche Sprache verwenden, ist es, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren und die Rechtschreibung auch mit Blick auf den Wandel der Sprache weiterzuentwickeln.
Das Gremium will nun den staatlichen Stellen – in Deutschland sind die Kultusministerkonferenz und das Bundesinnenministerium beteiligt – vorschlagen, das Amtliche Regelwerk durch den Abschnitt Sonderzeichen zu ergänzen.
Erst mit Billigung der staatlichen Stellen gibt es eine Bindungswirkung.
Es folgt jetzt voraussichtlich zunächst ein Anhörungsverfahren, im Dezember könnte final beschlossen werden.
Der Ratsvorsitzende versicherte, es sei eine politische Entscheidung, wie man Verwaltungstexte formuliert.
Bei den Schulen sei es einheitliche Meinung im Rat, dass in der Grundschule die deutsche Normsprache erlernt werden müsse, und dann könnte in höheren Schulstufen das differenzierter bewertet werden.
Ich persönlich finde es nach wie vor eine Verunglimpfung der deutschen "Normalsprache", weil da einige offensichtlich nicht kapiert haben, dass das natürliche Geschlecht (Sexus) und das grammatische Geschlecht (Genus) nicht viel miteinander zu tun haben müssen.
Mit dem Begriff des Genus wird das grammatische Geschlecht bezeichnet. In Sprachen mit Genussystem besitzt jedes Substantiv ein bestimmtes Genus.
Das Deutsche unterscheidet wie andere indoeuropäische Sprachen zwischen drei Genera: Maskulinum, Femininum, Neutrum.
Die romanischen Sprachen (mit Ausnahme des Rumänischen) unterscheiden zwischen zwei Genera und es gibt Sprachen, die gar kein Genussystem aufweisen (z. B. Türkisch, Finnisch, Ungarisch, Japanisch).
Das Fehlen eines Genussystems bedeutet aber nicht, dass diese Sprachen das natürliche Geschlecht nicht versprachlichen können.
In der Regel besteht eine hohe Kongruenz zwischen dem natürlichen und grammatischen Geschlecht.
Dies ist auch im Deutschen so, allerdings kann das grammatische Geschlecht auch vom natürlichen abweichen:
- die Frau (natürliches Geschlecht = grammatisches Geschlecht)
- der Mann (natürliches Geschlecht = grammatisches Geschlecht)
- das Mädchen (natürliches Geschlecht ≠ grammatisches Geschlecht)
Quellen: Münchner Merkur, Tagesschau, Welt, Süddeutsche Zeitung, Universität Duisburg Essen