SteveJ
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Hört man seinen Namen, denkt man – natürlich – an die Beatles.
Aber Paul McCartney ist viel mehr als nur einer der Pilzköpfe aus Liverpool.
Er hat sich immer wieder neu erfunden und ist zur Instanz für perfekten Pop geworden.
Am heutigen Samstag wird er 80...
Paul McCartney steht neben der Kloschüssel und klatscht begeistert in die Hände:
"Al-les klingt bes-ser auf der Toilet-te!“, ruft er rhythmisch.
So einen Hall gibt es nirgends sonst in dem kleinen Backsteinhäuschen an der Forthlin Road in Liverpool – perfekt geeignet, um den Sound alter Rock-’n’-Roll-Platten zu imitieren.
"Ich habe hier Stunden mit meiner Gitarre verbracht“, seufzt McCartney.
Der größte lebende Musiker, von der Queen zum Ritter geschlagener Weltstar, lässt sich glücklich auf der Klobrille seines Elternhauses nieder.
Die Szene ist Teil eines 23-Minuten-Videos, das auf der Plattform Youtube mittlerweile 65 Millionen Mal angeschaut worden ist. Es stammt von 2018.
Paul McCartney ist Gast des angesagten Showmasters James Corden und mit ihm nach Liverpool gereist, um Orte aus seiner Jugend zu besuchen.
Auch das niedrige Arbeiterhäuschen mit weißen Sprossenfenstern, in dem er als Bub lebte.
Der National Trust, die englische Denkmalschutzbehörde, hat es in den Originalzustand zurückversetzt und bietet seither Führungen an, zur "Geburtsstätte der Beatles".
Und hier steht ein Beatle, mit grauen Haaren und Falten um die berühmten melancholischen Augen.
McCartney weiß, was sich gehört, lässt Anekdoten vom Stapel:
"Hier haben John und ich Songs geschrieben. Mein Vater meinte: Toll, Jungs – aber immer diese Amerikanismen! Könnt Ihr nicht statt diesem 'Yeah, yeah, yeah' singen: 'She loves you, yes, yes, she does'?"
Doch plötzlich hält Paul inne und schaut sich fassungslos um: das Klavier seines Vaters, auf dem er einst "When I’m 64" schrieb.
Die Treppe, die er hinunterrannte, um den Bus nicht zu verpassen (den er später in Songs wie "Penny Lane" verewigte). Das Rock-’n’-Roll-Klo.
All das ist heute ein Museum. Sein Museum.
"Ich war nicht mehr hier, seit ich mit 20 weggezogen bin“, flüstert er Corden zu. "Die Distanz von diesem Ort hier bis da, wo ich heute bin – die ist schon phänomenal."
Und die Forthlin Road steckt immer noch in ihm. Oder, vielleicht richtiger:
Er hätte es wohl nicht so weit gebracht, hätte er nicht eine Zähigkeit am Leib, wie sie typisch ist für jemanden, der sich aus einem Arbeiterviertel im maroden Nordengland hochkämpfen musste.
Selbst im Jahr 2022, das belegen Studien, gibt es auf der Insel ein immenses Süd-Nord-Gefälle, was den Wohlstand angeht.
In den frühen Sechzigern trennen die beiden Landesteile Welten:
Die Rolling Stones, mit denen die Beatles eine – von Managern und Medien inszenierte – Konkurrenz verbindet, gelten als die rüpelhaften Underdogs.
Doch kommen sie aus London, aus einer kultivierten Schicht und können es sich gewissermaßen leisten, sich aufzuführen wie der Rotz am Stecken.
Bei den Beatles ist der Drang ins Rampenlicht existenzieller.
Sie sind "Working Class", geschlagen mit dem harten Liverpooler Scouse-Akzent, müssen sich in Hamburg in finsteren Clubs ihre Sporen verdienen.
Schon mit 18 Jahren landete er 1960 in Hamburg in der Davidwache – er hatte im Flur des "Bambi Kinos" zu St. Pauli spaßeshalber ein Kondom an die Wand gehängt und angezündet.
Bruno Koschmider, Arbeitgeber der jungen Beatles (seine Angestellten nannten ihn "mein Führer"), zeigte ihn wegen Brandstiftung an.
Koschmider war sauer, weil die Band den Veranstalter gewechselt hatte...
Wichtigste Lektion dieser Zeit: einem Party-Publikum geben, was es will. Und Paul McCartney hat diese Lektion verinnerlicht.
Noch heute habe er Probleme damit, neuere Songs live zu spielen, gibt er dieser Tage in einem Interview zu.
Denn er wisse, dass seine Fans die alten Gassenhauer hören wollen.
John Lennon und er sind auch deshalb so ein Traumpaar, weil sie sich ergänzen:
Auch John ist ein genialer Autodidakt – aber ziemlich disziplinlos. Paul hat den Biss und das größere kompositorische Rüstzeug.
Sein Vater Jim spielt in einer Jazzband, wenn bei Familienfesten die Teppiche beiseitegerollt werden, haut er in die Tasten.
Paul erinnert sich in seiner Autobiografie "Lyrics": "Alle im Haus lauschten, wenn er seine Lieblingssongs spielte, aber für mich war das wie Unterricht.“
Mit Lennon teilt Paul auch den Verlust der Mutter. Mary McCartney, als Hebamme für den Löwenanteil des Familieneinkommens verantwortlich, stirbt, als er 14 ist. Seine ersten Worte sind angeblich: "Wie sollen wir ohne ihr Geld über die Runden kommen?"
Mit Verlust, so scheint es, kann er nicht gut umgehen, verdrängt ihn, macht stoisch weiter.
Wie sehr ihn Marys Tod dennoch erschüttert und prägt, zeigt sich darin, dass er sein erstes Lied für sie schreibt – und später Hits wie "Lady Madonna" oder "Let it be".
Kniffliger ist das Verhältnis zu Lennon. Der ist zwar der Kopf der Beatles – schließlich hat er schon die Vorläufer-Band Quarrymen geleitet, zu der der 15-jährige Paul 1957 stößt.
Doch der Jungspund habe bald den Ton angegeben, erinnert sich Tony Barrow, früher Sprecher der Beatles:
"Dann kam dieser Typ namens Paul McCartney, und weil er ein paar Akkorde spielen konnte, war er dabei. Aber nur als Mitglied der Band.
Von Anfang an hieß das: Wenn Paul die gleiche Stellung oder, besser noch, die Führungsrolle bei den Beatles haben wollte, musste er hart daran arbeiten. Und das hat er getan.“
Trotz aller Konkurrenz ist da gegenseitige Bewunderung und echte Freundschaft – nur so kann das berühmteste Songwriter-Gespann aller Zeiten reifen.
Charmant und schlagfertig sind beide – aber während Lennon seine sensible Seele mit schneidendem Sarkasmus schützt, bleibt der robustere McCartney nach außen hin stets lieb und nett.
Das scheint sich in den Songs widerzuspiegeln: die Johns oft schroff, die von Paul mit Hang zur süffigen Melodie.
Das Image des Schwiegermutterschmeichlers täuscht freilich. Wie es seine Art ist, nimmt Paul das Heft in die Hand, als es wieder einen Verlust zu beklagen gibt.
Als der väterliche Beatles-Manager Brian Epstein 1967 stirbt, sagt McCartney immer öfter, wo’s langgeht.
1969 veröffentlicht die University of Michigan einen Artikel, in dem scherzhaft behauptet wird, Paul McCartney sei 1966 bei einem Autounfall gestorben und von einem Double ersetzt worden.
Die Verschwörungstheorie "Paul ist tot" hält sich zäh – als Beleg gilt unter anderem, dass Paul auf dem Cover von "Abbey Road" als Einziger barfuß über den Zebrastreifen latscht.
Als John Lennon die Lust an der Band verliert und aussteigt, ist es Paul, der der Welt 1970 mitteilt, er selbst sei auch kein Beatle mehr, die "Fab Four" am Ende.
Die Depression schüttelt McCartney schnell ab, wird zum produktivsten Ex-Beatle.
Während Lennon die zweite Hälfte der Siebziger als Hausmann zubringt und George Harrison und Ringo Starr das Touren bald ganz sein lassen, will es Paul wissen.
Mit seiner neuen Band Wings, einer Art Familienunternehmen mit seiner Frau Linda, stellt er Live-Rekorde auf, hat Welthits wie den James-Bond-Song "Live and let die".
Natürlich verläuft diese Karriere nicht ohne Dellen: Doch McCartney beißt sich durch – und erweist sich oft auf der Höhe der Zeit.
Er lässt sich von Trends und angesagten Künstlern beeinflussen – elektronischer Musik, New Wave, dem jungen Michael Jackson, mit dem er 1982 auf dessen Album "Thriller" duettiert.
In den Neunzigern zeigt er endgültig, dass es für ihn keine Grenzen gibt, als er das klassische "Liverpool Oratorio"verfasst.
Er kollaboriert mit Kanye West und Rihanna, und sein 2020er-Werk "McCartney III" lässt er von jungen Künstlern neu einspielen. Er ist die Instanz für perfekten Pop.
Der Privatmensch McCartney ist nicht weniger engagiert. In einer Zeit, als jedermann noch fröhlich in sein Steak beißt, werden Paul und Linda Vegetarier.
Sie setzen sich für Tierwohl ein und kämpfen gegen Umweltverschmutzung.
Auf seinem 400-Hektar-Anwesen in West-Sussex bekommen unter anderem eine Schildkröte und ein Stier ihr Gnadenbrot.
Nach Lindas weltweit betrauertem Tod 1998 erlebt Paul von 2002 bis 2008 eine turbulente zweite Ehe mit dem Ex-Model Heather Mills.
Seit 2011 ist er mit der New Yorker Geschäftsfrau Nancy Shevell (62) in ruhigen Fahrwassern gelandet.
Aus zwei der drei Ehen hat er fünf Kinder: Heather, Mary, Stella, James und Beatrice.
Einen Kampf aber kann er wohl gar nicht gewinnen: Nach John Lennons Tod wird er von vielen als "Paul McCartney, lebende Legende (aber nie so brillant wie die tote Legende)" abgestempelt.
Diese schiefe Sichtweise versucht er seither mitunter etwas verbissen geradezurücken – aber im Grunde hat er sich mit seinem Dasein als Ex-Beatle arrangiert.
Und: Er hat immer wieder den richtigen Riecher. So hat ihn eine Generation von "Millennials" überhaupt erst durch das Youtube-Video mit James Corden entdeckt.
Als McCartney und Corden das Haus, in dem alles begann, verlassen, hat sich längst eine Menschentraube gebildet. D
er Star schreitet ein Spalier von Fans ab, die ihm die Hand schütteln wollen.
"Mein Bruder ist nach Ihnen benannt!“, ruft ein Mann. "Ihre Songs wurden zur Beerdigung meines Vaters gespielt!"
Paul nickt freundlich, aber auch ratlos. "Seit 60 Jahren bin ich nun prominent", schreibt er in seiner Autobiografie. "Es ist immer noch ein Mysterium."
Die Limousine verlässt die Forthlin Road, Paul winkt der Menge durchs Fenster zu – er erinnert jetzt tatsächlich an die Queen, die ihn 1997 in den Adelsstand erhob.
Ewig im Amt, bei allen beliebt, null Privatsphäre.
Nur: Sie ist da durch ihre Geburt reingeraten. Er hat es sich erarbeitet.
Happy Birthday, Sir Paul McCartney! 🥳
Quellen: Ippen-Digital, Spiegel, ZDF, derStandard, Wikipedia
Aber Paul McCartney ist viel mehr als nur einer der Pilzköpfe aus Liverpool.
Er hat sich immer wieder neu erfunden und ist zur Instanz für perfekten Pop geworden.
Am heutigen Samstag wird er 80...
Paul McCartney steht neben der Kloschüssel und klatscht begeistert in die Hände:
"Al-les klingt bes-ser auf der Toilet-te!“, ruft er rhythmisch.
So einen Hall gibt es nirgends sonst in dem kleinen Backsteinhäuschen an der Forthlin Road in Liverpool – perfekt geeignet, um den Sound alter Rock-’n’-Roll-Platten zu imitieren.
"Ich habe hier Stunden mit meiner Gitarre verbracht“, seufzt McCartney.
Der größte lebende Musiker, von der Queen zum Ritter geschlagener Weltstar, lässt sich glücklich auf der Klobrille seines Elternhauses nieder.
Die Szene ist Teil eines 23-Minuten-Videos, das auf der Plattform Youtube mittlerweile 65 Millionen Mal angeschaut worden ist. Es stammt von 2018.
Paul McCartney ist Gast des angesagten Showmasters James Corden und mit ihm nach Liverpool gereist, um Orte aus seiner Jugend zu besuchen.
Auch das niedrige Arbeiterhäuschen mit weißen Sprossenfenstern, in dem er als Bub lebte.
Der National Trust, die englische Denkmalschutzbehörde, hat es in den Originalzustand zurückversetzt und bietet seither Führungen an, zur "Geburtsstätte der Beatles".
Und hier steht ein Beatle, mit grauen Haaren und Falten um die berühmten melancholischen Augen.
McCartney weiß, was sich gehört, lässt Anekdoten vom Stapel:
"Hier haben John und ich Songs geschrieben. Mein Vater meinte: Toll, Jungs – aber immer diese Amerikanismen! Könnt Ihr nicht statt diesem 'Yeah, yeah, yeah' singen: 'She loves you, yes, yes, she does'?"
Doch plötzlich hält Paul inne und schaut sich fassungslos um: das Klavier seines Vaters, auf dem er einst "When I’m 64" schrieb.
Die Treppe, die er hinunterrannte, um den Bus nicht zu verpassen (den er später in Songs wie "Penny Lane" verewigte). Das Rock-’n’-Roll-Klo.
All das ist heute ein Museum. Sein Museum.
"Ich war nicht mehr hier, seit ich mit 20 weggezogen bin“, flüstert er Corden zu. "Die Distanz von diesem Ort hier bis da, wo ich heute bin – die ist schon phänomenal."
Und die Forthlin Road steckt immer noch in ihm. Oder, vielleicht richtiger:
Er hätte es wohl nicht so weit gebracht, hätte er nicht eine Zähigkeit am Leib, wie sie typisch ist für jemanden, der sich aus einem Arbeiterviertel im maroden Nordengland hochkämpfen musste.
Selbst im Jahr 2022, das belegen Studien, gibt es auf der Insel ein immenses Süd-Nord-Gefälle, was den Wohlstand angeht.
In den frühen Sechzigern trennen die beiden Landesteile Welten:
Die Rolling Stones, mit denen die Beatles eine – von Managern und Medien inszenierte – Konkurrenz verbindet, gelten als die rüpelhaften Underdogs.
Doch kommen sie aus London, aus einer kultivierten Schicht und können es sich gewissermaßen leisten, sich aufzuführen wie der Rotz am Stecken.
Bei den Beatles ist der Drang ins Rampenlicht existenzieller.
Sie sind "Working Class", geschlagen mit dem harten Liverpooler Scouse-Akzent, müssen sich in Hamburg in finsteren Clubs ihre Sporen verdienen.
Schon mit 18 Jahren landete er 1960 in Hamburg in der Davidwache – er hatte im Flur des "Bambi Kinos" zu St. Pauli spaßeshalber ein Kondom an die Wand gehängt und angezündet.
Bruno Koschmider, Arbeitgeber der jungen Beatles (seine Angestellten nannten ihn "mein Führer"), zeigte ihn wegen Brandstiftung an.
Koschmider war sauer, weil die Band den Veranstalter gewechselt hatte...
Wichtigste Lektion dieser Zeit: einem Party-Publikum geben, was es will. Und Paul McCartney hat diese Lektion verinnerlicht.
Noch heute habe er Probleme damit, neuere Songs live zu spielen, gibt er dieser Tage in einem Interview zu.
Denn er wisse, dass seine Fans die alten Gassenhauer hören wollen.
John Lennon und er sind auch deshalb so ein Traumpaar, weil sie sich ergänzen:
Auch John ist ein genialer Autodidakt – aber ziemlich disziplinlos. Paul hat den Biss und das größere kompositorische Rüstzeug.
Sein Vater Jim spielt in einer Jazzband, wenn bei Familienfesten die Teppiche beiseitegerollt werden, haut er in die Tasten.
Paul erinnert sich in seiner Autobiografie "Lyrics": "Alle im Haus lauschten, wenn er seine Lieblingssongs spielte, aber für mich war das wie Unterricht.“
Mit Lennon teilt Paul auch den Verlust der Mutter. Mary McCartney, als Hebamme für den Löwenanteil des Familieneinkommens verantwortlich, stirbt, als er 14 ist. Seine ersten Worte sind angeblich: "Wie sollen wir ohne ihr Geld über die Runden kommen?"
Mit Verlust, so scheint es, kann er nicht gut umgehen, verdrängt ihn, macht stoisch weiter.
Wie sehr ihn Marys Tod dennoch erschüttert und prägt, zeigt sich darin, dass er sein erstes Lied für sie schreibt – und später Hits wie "Lady Madonna" oder "Let it be".
Kniffliger ist das Verhältnis zu Lennon. Der ist zwar der Kopf der Beatles – schließlich hat er schon die Vorläufer-Band Quarrymen geleitet, zu der der 15-jährige Paul 1957 stößt.
Doch der Jungspund habe bald den Ton angegeben, erinnert sich Tony Barrow, früher Sprecher der Beatles:
"Dann kam dieser Typ namens Paul McCartney, und weil er ein paar Akkorde spielen konnte, war er dabei. Aber nur als Mitglied der Band.
Von Anfang an hieß das: Wenn Paul die gleiche Stellung oder, besser noch, die Führungsrolle bei den Beatles haben wollte, musste er hart daran arbeiten. Und das hat er getan.“
Trotz aller Konkurrenz ist da gegenseitige Bewunderung und echte Freundschaft – nur so kann das berühmteste Songwriter-Gespann aller Zeiten reifen.
Charmant und schlagfertig sind beide – aber während Lennon seine sensible Seele mit schneidendem Sarkasmus schützt, bleibt der robustere McCartney nach außen hin stets lieb und nett.
Das scheint sich in den Songs widerzuspiegeln: die Johns oft schroff, die von Paul mit Hang zur süffigen Melodie.
Das Image des Schwiegermutterschmeichlers täuscht freilich. Wie es seine Art ist, nimmt Paul das Heft in die Hand, als es wieder einen Verlust zu beklagen gibt.
Als der väterliche Beatles-Manager Brian Epstein 1967 stirbt, sagt McCartney immer öfter, wo’s langgeht.
1969 veröffentlicht die University of Michigan einen Artikel, in dem scherzhaft behauptet wird, Paul McCartney sei 1966 bei einem Autounfall gestorben und von einem Double ersetzt worden.
Die Verschwörungstheorie "Paul ist tot" hält sich zäh – als Beleg gilt unter anderem, dass Paul auf dem Cover von "Abbey Road" als Einziger barfuß über den Zebrastreifen latscht.
Als John Lennon die Lust an der Band verliert und aussteigt, ist es Paul, der der Welt 1970 mitteilt, er selbst sei auch kein Beatle mehr, die "Fab Four" am Ende.
Die Depression schüttelt McCartney schnell ab, wird zum produktivsten Ex-Beatle.
Während Lennon die zweite Hälfte der Siebziger als Hausmann zubringt und George Harrison und Ringo Starr das Touren bald ganz sein lassen, will es Paul wissen.
Mit seiner neuen Band Wings, einer Art Familienunternehmen mit seiner Frau Linda, stellt er Live-Rekorde auf, hat Welthits wie den James-Bond-Song "Live and let die".
Natürlich verläuft diese Karriere nicht ohne Dellen: Doch McCartney beißt sich durch – und erweist sich oft auf der Höhe der Zeit.
Er lässt sich von Trends und angesagten Künstlern beeinflussen – elektronischer Musik, New Wave, dem jungen Michael Jackson, mit dem er 1982 auf dessen Album "Thriller" duettiert.
In den Neunzigern zeigt er endgültig, dass es für ihn keine Grenzen gibt, als er das klassische "Liverpool Oratorio"verfasst.
Er kollaboriert mit Kanye West und Rihanna, und sein 2020er-Werk "McCartney III" lässt er von jungen Künstlern neu einspielen. Er ist die Instanz für perfekten Pop.
Der Privatmensch McCartney ist nicht weniger engagiert. In einer Zeit, als jedermann noch fröhlich in sein Steak beißt, werden Paul und Linda Vegetarier.
Sie setzen sich für Tierwohl ein und kämpfen gegen Umweltverschmutzung.
Auf seinem 400-Hektar-Anwesen in West-Sussex bekommen unter anderem eine Schildkröte und ein Stier ihr Gnadenbrot.
Nach Lindas weltweit betrauertem Tod 1998 erlebt Paul von 2002 bis 2008 eine turbulente zweite Ehe mit dem Ex-Model Heather Mills.
Seit 2011 ist er mit der New Yorker Geschäftsfrau Nancy Shevell (62) in ruhigen Fahrwassern gelandet.
Aus zwei der drei Ehen hat er fünf Kinder: Heather, Mary, Stella, James und Beatrice.
Einen Kampf aber kann er wohl gar nicht gewinnen: Nach John Lennons Tod wird er von vielen als "Paul McCartney, lebende Legende (aber nie so brillant wie die tote Legende)" abgestempelt.
Diese schiefe Sichtweise versucht er seither mitunter etwas verbissen geradezurücken – aber im Grunde hat er sich mit seinem Dasein als Ex-Beatle arrangiert.
Und: Er hat immer wieder den richtigen Riecher. So hat ihn eine Generation von "Millennials" überhaupt erst durch das Youtube-Video mit James Corden entdeckt.
Als McCartney und Corden das Haus, in dem alles begann, verlassen, hat sich längst eine Menschentraube gebildet. D
er Star schreitet ein Spalier von Fans ab, die ihm die Hand schütteln wollen.
"Mein Bruder ist nach Ihnen benannt!“, ruft ein Mann. "Ihre Songs wurden zur Beerdigung meines Vaters gespielt!"
Paul nickt freundlich, aber auch ratlos. "Seit 60 Jahren bin ich nun prominent", schreibt er in seiner Autobiografie. "Es ist immer noch ein Mysterium."
Die Limousine verlässt die Forthlin Road, Paul winkt der Menge durchs Fenster zu – er erinnert jetzt tatsächlich an die Queen, die ihn 1997 in den Adelsstand erhob.
Ewig im Amt, bei allen beliebt, null Privatsphäre.
Nur: Sie ist da durch ihre Geburt reingeraten. Er hat es sich erarbeitet.
Happy Birthday, Sir Paul McCartney! 🥳
Quellen: Ippen-Digital, Spiegel, ZDF, derStandard, Wikipedia