Grösster Boxer aller Zeiten feiert seinen 70. Geburtstag
Der Schönling mit Prachtskörper war überzeugt davon, er werde mit dem Boxen rechtzeitig aufhören. «Ich werde mich nicht mit Blumenkohlohren und gebrochener Nase zurückziehen», sagte er, als er Mitte zwanzig war. Sein Stil werde ihn von den Verletzungen und Demütigungen bewahren, wie sie andere Boxer erleiden mussten. «An mich kommt keiner ran!», schrie er so laut er konnte. Damals hiess Ali noch Cassius Clay. Clay war schnell, er setzte seine Beine ein wie kein anderer. Seine Gegner wurden nur schon müde vom Hinterherlaufen. So wurde er 1960 in Rom Olympiasieger, sein erster grosser Triumph.
Sieg gegen Liston
Danach perfektionierte er die Verbindung von Masse und Geschwindigkeit. Zuschlagen wie ein Schwergewichtler und sich bewegen wie der Weltergewichtler Sugar Ray Robinson. Das war sein Credo. Clay tanzte im Ring, war unablässig in Bewegung, sein Kopf zuckte hin und her, wich den Schlägen aus, alles leicht und flüssig, die Fäuste aufreizend herabhängend, provozierend mit jedem Wort. So demoralisierte er den als unbezwingbar eingestuften Sonny Liston und krönte sich 1964 erstmals zum Weltmeister. Es war die Zeit, als von einem schwarzen Boxer Unterwürfigkeit gegenüber weisser Empfindlichkeit verlangt wurde, und dass er sich aus den rassistischen und politischen Umwälzungen heraushalte. Doch Clay hatte zu allem etwas zu sagen. Er erklärte sich unabghängig von allen Schablonen und Erwartungen, wechselte Religion und Namen. Cassius Clay wurde ein Black Muslim in der Nation of Islam und Muhammad Ali. Sein Mentor und Freund war Malcom X.
Politischer Rebell
Ende der Sechziger verweigerte Ali die Einberufung nach Vietnam. Vom Establishment wurde er zum Verräter erklärt, doch machte er durch seine Haltung viele Schwarze stolz und mutig, vorallem junge Männer. Ali war entschlossen «ein Nigger zu sein, den die Weissen nicht kriegen.» Geistig kriegten sie ihn nicht, aber er wurde zu fünf Jahren Haft und einer Geldstrafe von 10´000 Dollar verurteilt – die Höchststrafe. Gegen eine Kaution von 5000 Dollar blieb er auf freiem Fuss. Später wurde das Urteil aufgehoben, sein Reisepass aber eingezogen. 1971 rehabilitierte ihn das Gericht, doch hatte Muhammad Ali dreieinhalb Jahre nicht mehr geboxt. Es wären seine besten Jahre im Ring gewesen.
Ali wird Geschichte
Sein Comeback gab er im Oktober 1970. Rund zwei Monate später starb Sonny Liston, aufgedunsen mit Kokain im Blut, gerüchteweise mit dem «Goldenen Schuss» ermordet, fand man ihn erst sechs Tage nach dem Ableben. Liston war ein herausragender Boxer wie Floyd Patterson, Joe Frazer, George Foreman, Larry Holmes, Mike Tyson, Evander Holyfield oder Lennox Lewis und die Klitschko-Brüder. Doch alle diese Grössen standen und stehen im Schatten von Ali. «Allmählich erkannte ich», brachte es Patterson nach der Karriere auf den Punkt, «dass ich Boxer war und er Geschichte.»
Anzeichen von Parkinson
Muhammad Ali musste nach seinem langen Exil andere Kampfformen lernen. Seine Schnelligkeit, mit der er das Schwergewichtsboxen in den Sechzigern revolutionierte, hatte gelitten. Einstecken zu lernen, war die Basis der grossen Erfolge in in seiner zweiten Karriere im Ring. In den historischen Triumphen gegen George Foreman im Rumble in the Jungle in Kinshasa 1974 oder gegen Joe Frazier im Thrilla in Manila elf Monate später, im brutalsten Kampf aller Zeiten. Sein Arzt und langjähriger Begleiter Ferdie Pache-co war damals schon überzeugt, dass Ali ernsthaft in Gefahr war, dass sein Gehirn geschädigt würde, wenn er nicht aufhörte. Seine Warnungen fanden kein Gehör. Ali und seine Crew waren süchtig nach dem Geld und dem Kick, welcher jeder Kampf mit sich brachte.
1977 verliess Pacheco seinen Freund. Alis Nieren waren geschädigt. Als er seine letzten Kämpfe gegen Larry Holmes in Las Vegas und gegen Trevor Berbick auf den Bahamas bestritt, sprach er bereits undeutlich und seine Reflexe waren nicht mehr annähernd wie früher. Die Parkinson-Krankheit begann seine unheilbaren Schatten zu legen. Alis muslimischer Glaube hilft ihm, mit seiner Krankheit zurechtzukommen. Sie hat ihm seine körperliche Schönheit, seine Schnelligkeit, seinen Witz, seine Stimme genommen. Aber nicht seine Würde und Ausstrahlung.
Olympia 1996 eröffnet
Einen Höhepunkt im Ruhestand erlebte er 1996, als er mit einer Fackel in der Hand im Stadion erschien und in Atlanta zittrig die olympischen Spiele eröffnete. Eines der eindrücklichsten Bilder der Sportgeschichte. Wer Muhammad Ali bei seinen letzten Auftritten gesehen hat, beispielsweise während der Beerdigung seines grossen Ringrivalen Joe Frazer im November, der muss befürchten, dass wir auch ihn bald verlieren werden. Wir sind schockiert über seinen Zustand, weil er uns das vorwegnimmt, was wir alle fürchten: den körperlichen Zerfall, selbst eines Mannes, der einst die stärksten Männer besiegte.
70. Geburtstag
Heute feiert Muhammad Ali seinen 70. Geburtstag. Louisville, die 700´000-Einwohner-Stadt in Kentucky, wo Cassius in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, hat sich richtig schön herausgeputzt, um seinen berühmtesten Sohn zu feiern. Am Samstag begannen die Feierlichkeiten, mit einem bewegenden Auftritt von Ali und seiner vierten Frau Lonnie. Die Party dauert bis am 20. Januar. Ali hat seinen Seelenfrieden längst gefunden. Er bereitet sich intensiv auf den Tod vor, ist überzeugt, dass das, was wichtig ist, im Himmel abläuft. «Ich denke an das Danach. Ich denke ans Paradies», sagte er dem Journalisten David Remnick. Remnick ist der Verfasser des Buches «King of the World.» Das beste Buch, das je über die grosse Zeit des Boxens und über Muhammad Ali geschrieben wurde. Grossartige Lektüre über einen grossartigen Sportler und Menschen, den grössten Boxer aller Zeiten.
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Happy Birthday :thumbup:
Der Schönling mit Prachtskörper war überzeugt davon, er werde mit dem Boxen rechtzeitig aufhören. «Ich werde mich nicht mit Blumenkohlohren und gebrochener Nase zurückziehen», sagte er, als er Mitte zwanzig war. Sein Stil werde ihn von den Verletzungen und Demütigungen bewahren, wie sie andere Boxer erleiden mussten. «An mich kommt keiner ran!», schrie er so laut er konnte. Damals hiess Ali noch Cassius Clay. Clay war schnell, er setzte seine Beine ein wie kein anderer. Seine Gegner wurden nur schon müde vom Hinterherlaufen. So wurde er 1960 in Rom Olympiasieger, sein erster grosser Triumph.
Sieg gegen Liston
Danach perfektionierte er die Verbindung von Masse und Geschwindigkeit. Zuschlagen wie ein Schwergewichtler und sich bewegen wie der Weltergewichtler Sugar Ray Robinson. Das war sein Credo. Clay tanzte im Ring, war unablässig in Bewegung, sein Kopf zuckte hin und her, wich den Schlägen aus, alles leicht und flüssig, die Fäuste aufreizend herabhängend, provozierend mit jedem Wort. So demoralisierte er den als unbezwingbar eingestuften Sonny Liston und krönte sich 1964 erstmals zum Weltmeister. Es war die Zeit, als von einem schwarzen Boxer Unterwürfigkeit gegenüber weisser Empfindlichkeit verlangt wurde, und dass er sich aus den rassistischen und politischen Umwälzungen heraushalte. Doch Clay hatte zu allem etwas zu sagen. Er erklärte sich unabghängig von allen Schablonen und Erwartungen, wechselte Religion und Namen. Cassius Clay wurde ein Black Muslim in der Nation of Islam und Muhammad Ali. Sein Mentor und Freund war Malcom X.
Politischer Rebell
Ende der Sechziger verweigerte Ali die Einberufung nach Vietnam. Vom Establishment wurde er zum Verräter erklärt, doch machte er durch seine Haltung viele Schwarze stolz und mutig, vorallem junge Männer. Ali war entschlossen «ein Nigger zu sein, den die Weissen nicht kriegen.» Geistig kriegten sie ihn nicht, aber er wurde zu fünf Jahren Haft und einer Geldstrafe von 10´000 Dollar verurteilt – die Höchststrafe. Gegen eine Kaution von 5000 Dollar blieb er auf freiem Fuss. Später wurde das Urteil aufgehoben, sein Reisepass aber eingezogen. 1971 rehabilitierte ihn das Gericht, doch hatte Muhammad Ali dreieinhalb Jahre nicht mehr geboxt. Es wären seine besten Jahre im Ring gewesen.
Ali wird Geschichte
Sein Comeback gab er im Oktober 1970. Rund zwei Monate später starb Sonny Liston, aufgedunsen mit Kokain im Blut, gerüchteweise mit dem «Goldenen Schuss» ermordet, fand man ihn erst sechs Tage nach dem Ableben. Liston war ein herausragender Boxer wie Floyd Patterson, Joe Frazer, George Foreman, Larry Holmes, Mike Tyson, Evander Holyfield oder Lennox Lewis und die Klitschko-Brüder. Doch alle diese Grössen standen und stehen im Schatten von Ali. «Allmählich erkannte ich», brachte es Patterson nach der Karriere auf den Punkt, «dass ich Boxer war und er Geschichte.»
Anzeichen von Parkinson
Muhammad Ali musste nach seinem langen Exil andere Kampfformen lernen. Seine Schnelligkeit, mit der er das Schwergewichtsboxen in den Sechzigern revolutionierte, hatte gelitten. Einstecken zu lernen, war die Basis der grossen Erfolge in in seiner zweiten Karriere im Ring. In den historischen Triumphen gegen George Foreman im Rumble in the Jungle in Kinshasa 1974 oder gegen Joe Frazier im Thrilla in Manila elf Monate später, im brutalsten Kampf aller Zeiten. Sein Arzt und langjähriger Begleiter Ferdie Pache-co war damals schon überzeugt, dass Ali ernsthaft in Gefahr war, dass sein Gehirn geschädigt würde, wenn er nicht aufhörte. Seine Warnungen fanden kein Gehör. Ali und seine Crew waren süchtig nach dem Geld und dem Kick, welcher jeder Kampf mit sich brachte.
1977 verliess Pacheco seinen Freund. Alis Nieren waren geschädigt. Als er seine letzten Kämpfe gegen Larry Holmes in Las Vegas und gegen Trevor Berbick auf den Bahamas bestritt, sprach er bereits undeutlich und seine Reflexe waren nicht mehr annähernd wie früher. Die Parkinson-Krankheit begann seine unheilbaren Schatten zu legen. Alis muslimischer Glaube hilft ihm, mit seiner Krankheit zurechtzukommen. Sie hat ihm seine körperliche Schönheit, seine Schnelligkeit, seinen Witz, seine Stimme genommen. Aber nicht seine Würde und Ausstrahlung.
Olympia 1996 eröffnet
Einen Höhepunkt im Ruhestand erlebte er 1996, als er mit einer Fackel in der Hand im Stadion erschien und in Atlanta zittrig die olympischen Spiele eröffnete. Eines der eindrücklichsten Bilder der Sportgeschichte. Wer Muhammad Ali bei seinen letzten Auftritten gesehen hat, beispielsweise während der Beerdigung seines grossen Ringrivalen Joe Frazer im November, der muss befürchten, dass wir auch ihn bald verlieren werden. Wir sind schockiert über seinen Zustand, weil er uns das vorwegnimmt, was wir alle fürchten: den körperlichen Zerfall, selbst eines Mannes, der einst die stärksten Männer besiegte.
70. Geburtstag
Heute feiert Muhammad Ali seinen 70. Geburtstag. Louisville, die 700´000-Einwohner-Stadt in Kentucky, wo Cassius in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs, hat sich richtig schön herausgeputzt, um seinen berühmtesten Sohn zu feiern. Am Samstag begannen die Feierlichkeiten, mit einem bewegenden Auftritt von Ali und seiner vierten Frau Lonnie. Die Party dauert bis am 20. Januar. Ali hat seinen Seelenfrieden längst gefunden. Er bereitet sich intensiv auf den Tod vor, ist überzeugt, dass das, was wichtig ist, im Himmel abläuft. «Ich denke an das Danach. Ich denke ans Paradies», sagte er dem Journalisten David Remnick. Remnick ist der Verfasser des Buches «King of the World.» Das beste Buch, das je über die grosse Zeit des Boxens und über Muhammad Ali geschrieben wurde. Grossartige Lektüre über einen grossartigen Sportler und Menschen, den grössten Boxer aller Zeiten.
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Happy Birthday :thumbup: