Heute vor 15 Jahren landete ein Airbus auf dem Hudson River in New York

SteveJ

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Der 15. Januar 2009 war für den Piloten Chesley "Sully" Sullenberger zunächst ein Tag wie jeder andere auch.
Doch ganz plötzlich wurde er zum schlimmsten Tag seines Lebens...

Um 15:26 Uhr Ortszeit (20:26 Uhr UTC) hob der Airbus A320 (US-Airways-Flug 1549 - AWE 1549) von der Startbahn 04 des LaGuardia-Flughafens ab.
Es war ein normaler Inlandslinienflug der US Airways vom Flughafen LaGuardia (New York City) nach Seattle/Tacoma im US-Bundesstaat Washington mit geplanter Zwischenlandung auf dem Flughafen Charlotte in North Carolina.

Noch im Steigflug kam ihnen ein Schwarm von Kanadagänsen entgegen.
Ausweichen war nicht möglich und so kollidierte der Schwarm mit dem Flugzeug. 🙈

"Hier ist Kaktus 1549", meldete Sullenberger an den Tower.
(Kaktus ist im Flugfunk der Codename für die Fluggesellschaft US Airways...)

"Wir haben den Schub in beiden Maschinen verloren. Wir kehren um."

Sully war sofort klar, dass er mit der aktuellen Höhe und der Restgeschwindigkeit keinen Flughafen mehr sicher erreichen kann.
Die einzige andere Möglichkeit als auf einem Flughafen, in einer Metropole wie New York ein so grosses Flugzeug zu landen, war für ihn der Hudson River. :oops:
Das war die einzige freie Fläche im erreichbaren Umkreis, die lang und breit genug dafür war.

"Wir schaffen es nicht. Wir werden im Hudson enden."

Das war die letzte Mitteilung, die der Tower von Sullenberger bekam. Danach konzentrierte er sich komplett auf das Notlandemanöver.

Wenige Sekunden später meldete sich im Cockpit die künstliche Stimme des Ground Proximity Warning Systems mit den Worten: "Terrain, terrain, pull up!"
Die automatische Warnung erfolgte dann noch zahlreiche Male vor dem Aufsetzen auf dem Wasser.

Eine Landung auf dem Wasser! Etwas, das Sullenberger nie trainiert hatte.
Es gab dafür in der Ausbildung keine Simulationen, lediglich eine theoretische Diskussion darüber habe es mal gegeben.

Aber Sully war ein erfahrener Pilot als Absolvent der United States Air Force Academy, der zwischen 1973 und 1980 F-4 Phantom bei der U.S. Air Force und seitdem Verkehrsflugzeuge bei US Airways flog.
Und er kannte sein Flugzeug sehr gut. 👍

Mit blossem Auge versuchte er, den richtigen Moment abzupassen, um das Flugzeug auf dem Wasser aufzusetzen.
Eine Herkulesaufgabe, denn bei Wasserlandungen droht ein Flugzeug auseinanderzubrechen, wenn es falsch aufgesetzt wird und die Nase zu früh ins Wasser eintaucht.

Doch wie durch ein Wunder gelang das Manöver!
Etwa sechs Minuten nach dem Abheben setzte das Flugzeug in südlicher Richtung auf dem Hudson River etwa zwischen der 48. Straße in Manhattan und Port Imperial in Weehawken, New Jersey auf.
Diese Notwasserung gilt als Meisterleistung des Kapitäns, da die unter den Tragflächen hängenden Triebwerke beim Eintauchen ins Wasser meist asymmetrisch abreißen und der enorme gleichfalls asymmetrische Widerstand das Flugzeug aus der Bahn reißt, wodurch dieses meist zerbricht.
In diesem Fall riss zwar auch eines der Triebwerke ab, es gelang dem Kapitän aber dennoch, die Maschine auf Kurs zu halten und so ein Auseinanderbrechen zu vermeiden.

Weil die Fluggeschwindigkeit weniger als 150 Knoten (278 km/h) über Grund betrug, aktivierte sich die Flight Envelope Protection, die zur Vermeidung eines Strömungsabrisses einen zu steilen Anstellwinkel verhindert.
Kapitän Sullenberger hatte den Steuerknüppel maximal nach hinten gezogen; das Fly-by-wire-System schwächte diesen Steuerimpuls ab, womit der Airbus mit einem Anstellwinkel von 13 bis 14 Grad und positiver Neigung auf dem Hudson aufkam.
Bei einem Strömungsabriss kurz vor der Wasserung wäre es sehr wahrscheinlich zu strukturellen Schäden an der Maschine gekommen und die Anzahl der Verletzten (oder gar Toten) wäre hoch gewesen.
Die Stelle der Notwasserung liegt weniger als 1,6 km vom Times Square entfernt; drei Fähranlegestellen befinden sich in weniger als 1 km Entfernung.
Vor der Notwasserung überflog das Flugzeug die George Washington Bridge laut Radardaten mit etwa 270 m (900 Fuß) Höhenabstand.

Die Notwasserung wurde durch mehrere Gebäudeüberwachungskameras und teilweise durch eine Kamera der US-Küstenwache aufgezeichnet.


Nachdem die Maschine zum Stillstand gekommen war, leitete die Kabinencrew umgehend die Evakuierung ein.
Die 150 Passagiere und 4 Besatzungsmitglieder verließen nahezu unverletzt das Flugzeug teils durch die vorderen Ausgänge in die als Rettungsfloß dienenden Notrutschen und teils durch die Notfenster, die sie direkt auf die Tragflächen des sehr langsam sinkenden Flugzeugs führten.
Lediglich 5 Personen wurden bei der Notwasserung verletzt. :clap_1)

Flugkapitän Sullenberger verließ das Flugzeug als Letzter, nachdem er sich zweimal durch eine komplette Begehung des gesamten Flugzeuges davon überzeugt hatte, dass alle Passagiere und Besatzungsmitglieder das Flugzeug verlassen hatten.

In der Geschichte der Luftfahrt war dies erst die vierte Notwasserung eines Düsenflugzeugs ohne den Verlust von Menschenleben und erst die zweite eines Flugzeuges mit unter den Tragflächen angebrachten Strahltriebwerken.

Der Pilot der Unglücksmaschine wird seitdem in den USA als Held gefeiert.

:bravo)

Heute, 15 Jahre nach seiner Notlandung im New Yorker Hudson River, hat sich der Pilot des "Wunders vom Hudson" als "immer dankbarer" für den glücklichen Ausgang des Vorfalls bezeichnet:

"Ich bin immer dankbarer für den Ausgang, den wir hatten, dass wir in der Lage waren, jedes Leben bei den Passagieren, bei der Crew, den Ersthelfern und Einsatzkräften zu retten“, sagte der inzwischen 72 Jahre alte und in den Ruhestand gegangene Chesley "Sully“ Sullenberger bei einer Veranstaltung im Vorfeld des Jubiläums in New York.

"Ich denke, dass es eine Zeit war, zu der wir eine Geschichte brauchten, die uns Hoffnung gab." :)

Hier die Folge der National Geographic Serie "Mayday: Alarm im Cockpit", die das Ereignis behandelt.


Quellen: Ippen-Digital, SRF, Wikipedia, National Geographic
 
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