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Hintergrund Warum eine Evakuierung von Tokio unmöglich ist
Millionen Menschen zum Schutz vor der radioaktiven Verstrahlung in Sicherheit bringen? Völlig unmöglich, sagt Katastrophenexperte Reichenbach. Zumal Evakuierungsmaßnahmen die Angst erst richtig anheizen könnten.
Eine Evakuierung von Tokio zum Schutz vor einer radioaktiven Verstrahlung ist nach Einschätzung eines deutschen Experten völlig unmöglich. „Wenn es jemand schaffen könnte, dann der japanische Katastrophenschutz, der zu den besten weltweit gehört. Aber in so kurzer Zeit so viele Menschen aus Tokio rauszuholen, ist undenkbar“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Komitees Katastrophenvorsorge (DKKV), Gerold Reichenbach.
In Tokio leben 12 bis 13 Millionen Menschen, im Großraum sogar 35 Millionen. „Eine Evakuierung von solcher Dimension hat es nie zuvor irgendwo auf der Welt gegeben“, erläuterte der Experte. „Eine Metropole wie Tokio zu evakuieren, überfordert auch ein gut vorbereitetes Land. Denn man muss die Leute ja nicht nur rausbringen, man muss sie auch unterbringen, ihre elementarsten Bedürfnisse wie Wasser, Sanitäranlagen oder Unterkunft decken.“ Reichenbach sagte: „Das ist mehr als eine Herkulesaufgabe, das ist in so kurzen Fristen einfach nicht zu schaffen.“ Rund um den AKW-Komplex Fukushima im Nordosten stieg die Strahlung zeitweise stark, auch in Tokio wurden erhöhte Werte gemessen.
„Man möchte es nicht zu Ende denken“
„Wir haben es mit drei Katastrophen gleichzeitig zu tun, dem Erdbeben, dem Tsunami und dem Atomunglück. Das Land ist ohnehin total gestresst. Wenn die Wolke tatsächlich über Tokio runterkommen sollte – dann fällt einem nichts mehr ein, man möchte es nicht zu Ende denken.“
Reichenbach sagte weiter: „Japan kann Tokio nur in eine strahlungsfreie Zone evakuieren, das heißt, es bleibt nur der Süden: Aber wo sollen dort Millionen Menschen aufgenommen werden?“ Vor allem die Kranken könnten nicht in Sicherheit gebracht werden. „Man bräuchte viele Feldhospitäler und das entsprechende Personal – undenkbar.“
Massenpanik droht
Die Wetterprognosen seien weiter sehr wichtig für das Geschehen im Land. Die Gefahr steige, wenn der Wind die radioaktiven Teilchen nicht aufs Meer wehe. Auch Regen wirke sich negativ auf die radioaktive Konzentration in einer strahlenden Wolke aus, zudem werde das Erdreich kontaminiert. Würden die Behörden nun aber die ersten Menschen wegbringen oder ausfliegen, wäre dem DKKV-Vorsitzenden zufolge eine Massenpanik zu befürchten. „Die Regierung steht vor einer extrem schwierigen Abwägung.“
„Was man machen kann, sind zumindest Milderungsmaßnahmen, dass man das Trinkwasser überprüft, bestimmte Nahrungsmittel nicht zu sich nimmt, wenig ins Freie geht“, meinte der Experte. Sollte es zu ersten Verstrahlungen kommen, müsse jeder einzelne Betroffene dekontaminiert werden. „Schon das ist eine logistische Herausforderung – und würde eine Evakuierung zusätzlich erschweren.“
Gruss Gollum
Quelle : Focus Online
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