Ciao Biene: Italien nimmt Abschied von der Ape

SteveJ

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Sie lärmt. Sie knattert, sie ächzt, sie schneckelt vor sich hin. Anders gesagt: Sie kann eine ziemliche Nervensäge sein. :LOL:
Was jeder bezeugen kann, der im Urlaub auch nur ein einziges Mal versucht hat, auf einer der engen italienischen Straßen an ihr vorbeizukommen... 🙈
Und doch ist der Herzschmerz groß, wenn es in diesen Tagen heißt, von der Ape Abschied zu nehmen, Italiens legendärem Kleintransporter auf drei Rädern.

Zum Jahresende läuft im toskanischen Stammwerk des Herstellers Piaggio in Pontedera nach mehr als einem Dreivierteljahrhundert das letzte Modell vom Band.
Künftig wird nur noch in Indien produziert – und auch nur noch für Asien und Afrika, nicht mehr für Europa. So schließt sich ein weiteres Kapitel Autogeschichte.
Nach dem VW-Käfer und der Ente von Citroën erwischt es nun die Ape (auf Deutsch: Biene). :(

Im Grunde war die Ape ein Roller auf drei Rädern mit Fahrerkabine und Ladefläche.
Die Dreirad-Transporterserie kam 1947 ein Jahr nach der Vespa (ital. Wespe), auf den Markt.
Die Idee, ein richtiges Lenkrad einzubauen, gab man bald wieder auf. Es blieb beim Lenker mit zwei Griffen: einer links, einer rechts.
Der Komfort war gleich null: Zwei Klappfenster, kein Radio, keine Heizung, ein Motor von anfangs nur 50 Kubik und 3 PS. Mehr als Tempo 40 war nicht drin. ;)
Ab 1948 gab es dann die Ape A mit mit 125 cm³ Hubraum unter dem Sitz. Sie hatte aber im Gegensatz zu zeitgenössischen Vespa-Typen eine 4-Gang-Schaltung.

Dafür konnte sie mehr als 200 Kilogramm Lasten transportieren – ideal für die Arbeit auf den Feldern, zwischen den Olivenbäumen oder in den Weinbergen und auch, um die Ware dann auf den Markt zu bringen.
Die Ape war billig, schlicht und kaum kaputtzukriegen. Mehr brauchte es in den Nachkriegsjahren nicht.
Der Autohistoriker Giorgio Sarti sagt: “Auto und Lastwagen waren zu teuer, gerade für kleine Unternehmen. Die Ape war die perfekte Lösung.“ :)

Sie blieb das über Jahrzehnte. Mancherorts gehörte die Blechkiste praktisch zum Haus. Sie wurde über Generationen hinweg vererbt. (y)
Selbst eine Familie ließ sich in der Ape unterbringen, wenn auch engstens zusammen. Die Kinder fanden dann auf der Ladefläche Platz. ;)
Inzwischen liegt der Mindestpreis aber bei mehr als 7000 Euro.

Vor allem in Italiens Süden sieht man heute noch Modelle aus den 1960er und 1970er Jahren, die zuverlässig ihre Dienste tun.
Mit einigermaßen handwerklichem Geschick lässt sich die Ape reparieren.
Immer wieder gab es sie auch in Sonderausstattungen: Der deutsche Papst Benedikt XVI. (1927–2022) bekam einst ein Papamobil ganz in Weiß.

Die Zeitung “La Repubblica“ urteilte, dass die Ape perfekt zum italienischen Nationalcharakter zwischen Individualismus und Familiensinn passe.
“Man fühlt sich im Fahrerhäuschen allein wohl, mit Ware oder Handwerkszeug im Rücken.
Aber man fährt darin auch zu zweit, enger aneinander und mit einem Hauch von Intimität.
Oder, allen Vorschriften und Sicherheitserwägungen zum Trotz, zum Feiern mit Freunden.“


Künftig baut Piaggio sein Dreirad wie bereits oben erwähnt jedoch nur noch in Indien – weil die Umweltauflagen der EU zu streng sind und wahrscheinlich auch, weil der Markt in Europa inzwischen zu klein ist...
Im bevölkerungsreichsten Land der Welt mit seinen mehr als 1,4 Milliarden Einwohnern wird die Ape bereits als Elektro-Modell hergestellt und auch mit einem Antrieb aus Erdgas.
Heute schon machen die Italo-Transporter den legendären Tuk-Tuks Konkurrenz.
 
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