SteveJ
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Mit “Tatort“-Abschieden ist das so eine Sache: Zu früh verkündet, ziehen sie sich bisweilen über Monate oder gar Jahre wie Kaugummi hin... 
Genügend Zeit also, um sich über ein würdiges Finale den Kopf zu zerbrechen.
“Auch ich habe lange über mein Ende nachgedacht“, sagt Axel Milberg (68), der an diesem Sonntag um 20.15 Uhr ein letztes Mal den Kieler “Tatort“-Kommissar Klaus Borowski im Ersten spielt.
“Das Haupt der Medusa“ ist ein außergewöhnlicher Krimi geworden.
Ein Psychothriller, von dem die letzten acht Minuten bis zur Ausstrahlung streng unter Verschluss gehalten wurden.
Vor 22 Jahren hat Milberg als Kommissar Klaus Borowski in Kiel angefangen – für ihn gefühlt eine Ewigkeit oder ein Wimpernschlag?
Letzteres. Für mich fühlt sich das wie gestern und heute Morgen an. Vielleicht liegt es daran, dass ich nichts vergesse.
Ich habe mich beim Drehen in Kiel immer sehr wohl gefühlt.
Und alles ist noch sehr präsent: meine gepackte Reisetasche, das Zimmer im Hotel Maritim mit Blick über die Kieler Förde. Ich war wieder daheim.
In der Stadt, die ich eineinhalb Jahre nach dem Abitur verlassen hatte. Und oft hatte ich das Gefühl, in das jugendliche Alter von damals zurückgesaugt zu werden.
Fiel ihm die Trennung schwer – von Kiel, aber vor allem von der Figur, die er so lange begleitet hat?
Nein, durch die Familie hier in München, die groß ist und wild und viel Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, ist ein eigenständiges, erfüllendes Leben über Jahrzehnte gewachsen, das keine Nostalgie heraufbeschwört.
In meinem Buch “Düsternbrook“ bin ich ja auch nochmal in die Zeit meiner Kindheit zurückgegangen und habe alles an Sehnsucht formuliert und durchlebt.
Und was Borowski angeht?
… neige ich vielleicht zum Vergolden, aber ich möchte keine Stunde missen.
Ansonsten gibt es diesen Gedanken, den ich auch so empfinde: Die nächste Rolle ist immer die schönste und wichtigste.
Zwei Tage nach Drehschluss beim “Tatort“ stand ich als König von Württemberg für eine Disney-Produktion in Budapest vor der Kamera.
Ich mag dieses Gefühl des Aufbruchs. Und es stellt sich auch ein, wenn man im Kopf ein paar Schilder umstellt, auf denen nicht Abschied, sondern Aufbruch steht.
Borowskis einziger Freund Roland Schladitz wird im Krimi emotional. Wie gut ist Axel Milberg persönlich im Abschiednehmen?
Partys verlasse ich gern einfach so. Meine Frau ist das Gegenteil.
Sie kennen das vielleicht. Der Herr steht mit dem Mantel in der Eingangstür, sie meint: Ich sag nur noch rasch Tschüss.
Und dann wagt er sich nach 35 Minuten vergeblichen Wartens wieder ins Getümmel und zieht seine Frau irgendwo hervor, die leidenschaftlich in ein Gespräch vertieft ist und ihn mit den Worten begrüßt: Wo warst du denn?
Ich glaube, es warten noch andere Abschiede im Leben eines Menschen – etwa, wenn er sein Gedächtnis oder andere Freiheiten verliert –, die nennenswerter sind als meiner vom “Tatort“.
Stellt man sich manchmal die Frage, was kommt, wenn es nicht mehr die Schauspielerei ist?
Ich habe mich schon lange vor der Schauspielschule auch für andere Dinge interessiert wie Literatur, Kunstgeschichte, Reisen und vor allem für die Natur.
Ich versuche jeden Tag zwei Stunden zu laufen, die Natur zu erleben, sie zu riechen und zu schmecken.
Als Teenager hatte ich ein kleines Büchlein, in das ich ägyptische Hieroglyphen gezeichnet habe. Ich wollte Archäologe werden.
Wenn ich an den Beruf des Schauspielers denke, kann man meinen: Ich bin ja eigentlich Archäologe geworden. Die tiefen Schichten sind schon aufschlussreich.
“Das Haupt der Medusa“ ist ein harter Krimi, bei dem das Finale bis zuletzt geheim gehalten wurde.
Konnte der Schauspieler Axel Milberg persönlich auf das “Tatort“-Ende Einfluss nehmen?
Unsere Produzentin Sabine Timmermann hatte mich eineinhalb Jahre vorher gefragt, welches Ende ich mir wünsche.
Da habe ich hingefühlt und nachgedacht, Vorschläge gemacht und wenige Wochen später gewusst: Halt! Genau das Gegenteil ist glaube ich besser.
Und dann habe ich noch zwei-, dreimal das Ruder rumgerissen.
Im Gegensatz zum eigenen Leben, in dem man sich das Ende nicht aussuchen kann, habe ich bei Borowski doch zumindest einige Monate die Illusion genossen, ich könnte es beeinflussen.
Aber natürlich wirken an so einem Finale viele Kräfte mit. Allen voran der geniale Drehbuchautor Sascha Arango, der meine Wünsche berücksichtigt und trotzdem etwas Eigenes geschaffen hat.
Wie glücklich ist Axel Milberg mit dem Ergebnis?
Sehr – auch wenn ich den Film noch nicht gesehen habe.
Aber mir hat auf Anhieb die gelassene Grundhaltung gefallen, mit der Borowski während der Ermittlungen die vergehenden Tage, Stunden und Minuten ignoriert.
-------------------
Axel Milbergs Partnerin Almila Bagriacik alias Hauptkommissarin Mila Sahin wird künftig in Kiel weiterermitteln.
Sie wird dann von Karoline Schuch unterstützt, die als Polizei-Psychologin Elli Krieger ins Team kommt.
Genügend Zeit also, um sich über ein würdiges Finale den Kopf zu zerbrechen.
“Auch ich habe lange über mein Ende nachgedacht“, sagt Axel Milberg (68), der an diesem Sonntag um 20.15 Uhr ein letztes Mal den Kieler “Tatort“-Kommissar Klaus Borowski im Ersten spielt.
“Das Haupt der Medusa“ ist ein außergewöhnlicher Krimi geworden.
Ein Psychothriller, von dem die letzten acht Minuten bis zur Ausstrahlung streng unter Verschluss gehalten wurden.
Vor 22 Jahren hat Milberg als Kommissar Klaus Borowski in Kiel angefangen – für ihn gefühlt eine Ewigkeit oder ein Wimpernschlag?
Letzteres. Für mich fühlt sich das wie gestern und heute Morgen an. Vielleicht liegt es daran, dass ich nichts vergesse.
Ich habe mich beim Drehen in Kiel immer sehr wohl gefühlt.
Und alles ist noch sehr präsent: meine gepackte Reisetasche, das Zimmer im Hotel Maritim mit Blick über die Kieler Förde. Ich war wieder daheim.
In der Stadt, die ich eineinhalb Jahre nach dem Abitur verlassen hatte. Und oft hatte ich das Gefühl, in das jugendliche Alter von damals zurückgesaugt zu werden.
Fiel ihm die Trennung schwer – von Kiel, aber vor allem von der Figur, die er so lange begleitet hat?
Nein, durch die Familie hier in München, die groß ist und wild und viel Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, ist ein eigenständiges, erfüllendes Leben über Jahrzehnte gewachsen, das keine Nostalgie heraufbeschwört.
In meinem Buch “Düsternbrook“ bin ich ja auch nochmal in die Zeit meiner Kindheit zurückgegangen und habe alles an Sehnsucht formuliert und durchlebt.
Und was Borowski angeht?
… neige ich vielleicht zum Vergolden, aber ich möchte keine Stunde missen.
Ansonsten gibt es diesen Gedanken, den ich auch so empfinde: Die nächste Rolle ist immer die schönste und wichtigste.
Zwei Tage nach Drehschluss beim “Tatort“ stand ich als König von Württemberg für eine Disney-Produktion in Budapest vor der Kamera.
Ich mag dieses Gefühl des Aufbruchs. Und es stellt sich auch ein, wenn man im Kopf ein paar Schilder umstellt, auf denen nicht Abschied, sondern Aufbruch steht.
Borowskis einziger Freund Roland Schladitz wird im Krimi emotional. Wie gut ist Axel Milberg persönlich im Abschiednehmen?
Partys verlasse ich gern einfach so. Meine Frau ist das Gegenteil.
Sie kennen das vielleicht. Der Herr steht mit dem Mantel in der Eingangstür, sie meint: Ich sag nur noch rasch Tschüss.
Und dann wagt er sich nach 35 Minuten vergeblichen Wartens wieder ins Getümmel und zieht seine Frau irgendwo hervor, die leidenschaftlich in ein Gespräch vertieft ist und ihn mit den Worten begrüßt: Wo warst du denn?
Ich glaube, es warten noch andere Abschiede im Leben eines Menschen – etwa, wenn er sein Gedächtnis oder andere Freiheiten verliert –, die nennenswerter sind als meiner vom “Tatort“.
Stellt man sich manchmal die Frage, was kommt, wenn es nicht mehr die Schauspielerei ist?
Ich habe mich schon lange vor der Schauspielschule auch für andere Dinge interessiert wie Literatur, Kunstgeschichte, Reisen und vor allem für die Natur.
Ich versuche jeden Tag zwei Stunden zu laufen, die Natur zu erleben, sie zu riechen und zu schmecken.
Als Teenager hatte ich ein kleines Büchlein, in das ich ägyptische Hieroglyphen gezeichnet habe. Ich wollte Archäologe werden.
Wenn ich an den Beruf des Schauspielers denke, kann man meinen: Ich bin ja eigentlich Archäologe geworden. Die tiefen Schichten sind schon aufschlussreich.
“Das Haupt der Medusa“ ist ein harter Krimi, bei dem das Finale bis zuletzt geheim gehalten wurde.
Konnte der Schauspieler Axel Milberg persönlich auf das “Tatort“-Ende Einfluss nehmen?
Unsere Produzentin Sabine Timmermann hatte mich eineinhalb Jahre vorher gefragt, welches Ende ich mir wünsche.
Da habe ich hingefühlt und nachgedacht, Vorschläge gemacht und wenige Wochen später gewusst: Halt! Genau das Gegenteil ist glaube ich besser.
Und dann habe ich noch zwei-, dreimal das Ruder rumgerissen.
Im Gegensatz zum eigenen Leben, in dem man sich das Ende nicht aussuchen kann, habe ich bei Borowski doch zumindest einige Monate die Illusion genossen, ich könnte es beeinflussen.
Aber natürlich wirken an so einem Finale viele Kräfte mit. Allen voran der geniale Drehbuchautor Sascha Arango, der meine Wünsche berücksichtigt und trotzdem etwas Eigenes geschaffen hat.
Wie glücklich ist Axel Milberg mit dem Ergebnis?
Sehr – auch wenn ich den Film noch nicht gesehen habe.
Aber mir hat auf Anhieb die gelassene Grundhaltung gefallen, mit der Borowski während der Ermittlungen die vergehenden Tage, Stunden und Minuten ignoriert.
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Axel Milbergs Partnerin Almila Bagriacik alias Hauptkommissarin Mila Sahin wird künftig in Kiel weiterermitteln.
Sie wird dann von Karoline Schuch unterstützt, die als Polizei-Psychologin Elli Krieger ins Team kommt.
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