"American Pie" wird 25: Darf man heute noch über Apfelkuchen-Sex und "Stiflers Mom" lachen?

SteveJ

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25 Jahre ist es bereits her, dass "American Pie – Wie ein heißer Apfelkuchen" in die Kinos kam.
Der Film zog etliche Nachfolger mit sich, doch Teil Eins hat heute längst Kultstatus erreicht.

Erinnerungswürdig ist das, weil man supererfolgreichen Filmen, die sich an ein Publikum wenden, das gerade dabei ist erwachsen zu werden, einen gewissen Einfluss auf eben jenes Erwachsenwerden zusprechen kann.

Einige erinnern sich evtl. als wäre es gestern, wie Jason Biggs in seiner Rolle Jim Levenstein aus Neugier und Lust einen warmen Apfelkuchen begattete. :LOL:
Aber auch "Heimscheißer" Paul Finch bleibt unvergessen, der den Außenseiter mimt, aber am Ende die Stiflers Mum, gespielt von Jennifer Coolidge, beglücken kann und mit ihr sein erstes Mal erlebt.

Der Apfelkuchen. Die Flöte, "dieses eine Mal" im Ferienlager. Und natürlich: "Stiflers Mom" …

Wer nach Lektüre dieser Begriffe zugeben muss, dass ihm Bilder ins Bewusstsein rutschen, die er lange vergessen glaubte, der war vor 25 Jahren wohl jung oder zumindest noch nicht ganz so alt. ;)
Es ist einer dieser Filme, den irgendwann jeder auf dem Schulhof gesehen hatte.

Heute fragen sicher aber auch einige: Wie konnte ich das damals sooo witzig finden? Und wie viel von "American Pie" steckt heute noch in mir? :eek)

In "American Pie" ging es definitiv um Sex.
Die damals noch relativ unbekannten Paul und Chris Weitz (Regisseur und Produzent) zeigten vier Jungs an der Highschool, die unbedingt mit Frauen schlafen wollen und einen großen Schmerz verspüren, weil dies noch nicht passiert ist.
"Wir landen alle noch unberührt auf dem College, ist euch das klar?!?“, gibt sich Jim (Jason Biggs) bei seinen Freunden alarmistisch.

Der Jungs-Trupp schließt daher einen Pakt: Bis zum Abschlussball muss es passiert sein. :oops:

Die Plot klingt nicht mal besonders revolutionär und wurde damals auch entsprechend verrissen:
"Billig gedrehte Teenager-Komödie mit krassem Fäkal- und Masturbationshumor"

Aber der Film war anders als vieles, was man kannte.
"American Pie" sticht aus dem Sumpf der zahlreichen "Jungs-entdecken-ihren-Penis"-Filme hervor.

Rein handwerklich betrachtet sei der Film auch heute noch sehr gut, so Professor Joachim Friedmann, Professor für Serial Storytelling an der Internationalen Filmschule Köln ifs.
"Aus meiner Sicht war es eine der ersten Teenie-Komödien, die eine Multiperspektive eingenommen hat“.
Jeder im Freundeskreis hatte seinen eigenen Erzählstrang und seine eigenen Probleme.

"Das ist sehr dominant. So dominant wie wir es heute aus Serien kennen.“
Hinzu kam noch die Sex-Komponente:
"Der Sex war derartig explizit, dass es nicht nur für Teenager faszinierend war. So etwas hatte man in einer Komödie noch nicht gesehen.“
Und im Sexualkunde-Unterricht mit dem Bio-Lehrer auch nicht. :p

Bei den Kopulationsbemühungen der Jungs-Clique reihte sich zudem extreme Peinlichkeit an extreme Peinlichkeit.
Manchmal transportierte der Film dabei seltsame Botschaften. Etwa, dass ein vorzeitiger Samenerguss das Schlimmste ist, was im Leben drohen kann.
Manchmal wurden durch seine Grellheit aber auch all die Mikro-Verletzungen greifbarer, die man in der Pubertät durchlebt.
Besonders hart trifft es im Film stets Jim, der von seinem Vater dabei überrascht wird, wie er den titelgebenden Apfelkuchen sexuell zweckentfremdet... 🙈

Die Antworten und Rollenbilder, die der Film seinem mutmaßlich sexuell noch mäandernden Teenager-Publikum präsentierte, wirken 25 Jahre und einige kluge Debatten später dennoch befremdlich.
Die Austauschschülerin heimlich und ungefragt beim Umziehen filmen?
Das halten im Film fast alle sofort für eine Spitzenidee ("Alles, was du brauchst, ist eine Mikro-Kamera. Die koppelst du ans Internet an und sagst mir die Adresse!").

Die heimliche Kultfigur des Films ist definitiv Stifler (Seann William Scott), der selten fragt, sondern oft eher macht.
Toxische Männlichkeit und was sie bedeutet, war damals noch nichts, über das man sich groß Gedanken machte.
Die Frauenfiguren sind eher flach gezeichnet. Entweder als mystische Heilige oder als verschrobene Phantome.

"Das heteronormative, männliche, weiße Weltbild, das da drinsteckt: Das würde man heute auch nicht mehr so machen“, sagt Film-Professor Friedmann.
Wobei er auch sagt: "Die männlichen Figuren werden in dem Film alle bestraft, für das, was sie sexuell und emotional falsch machen.“
Selbst Stifler, der irgendwann seine Mutter ("Stiflers Mom", Jennifer Coolidge) ausgerechnet mit jenem Typen antrifft, den er vorher gemobbt hatte.

"Stiflers Mom" war auch Auslöser für den heute u.a. bei Pornos üblichen Begriff der MILF (Mother/Mom/Mum I'd Like to Fuck) für sexuell attraktive Frauen vorwiegend im mittleren Lebensalter.

Übrigens:
Von den Darstellern machten danach nicht die Männer, sondern vor allem die Frauen Karriere.
Etwa Alyson Hannigan ("How I Met Your Mother“) und Jennifer Coolidge ("The White Lotus“).

Quellen: Focus, klatsch-tratsch.de, Bild, Wikipedia
 

Spezi30

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ich denke, man kann den immer noch mögen - ich finde es nur wichtig, sich schon darüber bewusst zu sein, dass da ein etwas verqueres Bild gezeigt wird. Dass Stiflers Mom die Initialzündung für den Begriff MILF war, ist mir auch neu gewesen. Immer wieder echter Mehrwert hier bei dir
 

AntiTrust

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Die Frauenfiguren sind eher flach gezeichnet. Entweder als mystische Heilige oder als verschrobene Phantome.
Tatsächlich? Ich kenne den ersten American Pie Film sehr gut. Wer von den weiblichen Charakteren soll denn eine "mystische Heilige" oder ein "verschrobenes Phantom" sein?
 

Jools

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Hä? Ich denke tatsächlich, dass wenn man CC finden will, es auch passiert. Wie mit allem im Netz^^
 
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Abgesehen vom Begriff "MILF" gab's das eigentlich alles schon vorher in den "Eis am Stiel" Filmen.
 

taurus79

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Also ganz ehrlich, ich hab den ersten gesehen und fand den irgendwie nicht besonders witzig. War wohl irgendwie nicht mein Humor. Aber anderen Leuten scheint es ja gefallen zu haben, warum sollte ich mich darüber euchauffieren (Damals wie Heute).

Aber das man uns heute vorwirft worüber wir damals gelacht haben und uns den moralischen Zeigezinger ins Auge zu drücken, finde ich zum 🤮.
Solchen Leuten sollte man mal einen "Ein Herz und eine Seele" Marathon aufdrücken. 3 Minuten Ekel Alfred, und die sind ein Fall für die Geschlossene! :biggrin)

Aber jetzt noch mal ein wenig Ernst: Es hat in Deutschland schon einmal Teile einer Generation gegeben, die sich ihren Eltern und Großeltern moralisch überlegen gefühlt hat und sich unumstösslich für die "Guten" gehalten haben. Zwei davon hatten übrigens die Namen Andreas Baader und Ulrike Meinhoff.
Mal drüber nachdenken ....

(Hoffe das war jetzt nicht zu politisch, wenn ja .... Sorry)
 

Spezi30

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Abgesehen vom Begriff "MILF" gab's das eigentlich alles schon vorher in den "Eis am Stiel" Filmen.
aber meiner Meinung nach deutlich deutlich trashiger und flacher...American Pie erzählt ja zumindest noch ne kleine Lovestory und baut zumindest grobe Charaktere auf, die man mögen oder hassen kann...
 

Dr. Durchblick

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Deine Geschichten offenbaren immer wieder Hintergrundwissen, das man selber längst vergessen oder erst gar nicht hatte, vielen Dank dafür.
Aber ohne besserwisserisch wirken zu wollen: War die erste MILF nicht Mrs. Robinson in "Die Reifeprüfung"? Zwar hätte NIEMAND von uns Jungs Katherine Ross als ihre Tochter von der Bettkante geschubst, aber die wenigsten hätten auch bei der 36-jährigen Anne Bancroft Nein gesagt.
 

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Also ganz ehrlich, ich hab den ersten gesehen und fand den irgendwie nicht besonders witzig. War wohl irgendwie nicht mein Humor. Aber anderen Leuten scheint es ja gefallen zu haben, warum sollte ich mich darüber euchauffieren (Damals wie Heute).

Aber das man uns heute vorwirft worüber wir damals gelacht haben und uns den moralischen Zeigezinger ins Auge zu drücken, finde ich zum 🤮.
Solchen Leuten sollte man mal einen "Ein Herz und eine Seele" Marathon aufdrücken. 3 Minuten Ekel Alfred, und die sind ein Fall für die Geschlossene! :biggrin)

Aber jetzt noch mal ein wenig Ernst: Es hat in Deutschland schon einmal Teile einer Generation gegeben, die sich ihren Eltern und Großeltern moralisch überlegen gefühlt hat und sich unumstösslich für die "Guten" gehalten haben. Zwei davon hatten übrigens die Namen Andreas Baader und Ulrike Meinhoff.
Mal drüber nachdenken ....

(Hoffe das war jetzt nicht zu politisch, wenn ja .... Sorry)
autsch...der Beitrag ist jetzt aber nicht dein Ernst?!

Hast du soviel Angst vor Menschen mit moralischem Kompass, dass du so einen komplett weirden Vergleich hier reinstellen musst?! really?!? - Ich meine, man kann ja von der woken Bewegung halten, was man will, aber Terroristen - denn leider waren die genannten PErsonen das schlussendlich - mit ihnen gleichzusetzen...ich hab noch von keinem gehört, der Terrorismus eingesetzt hat, um irgendwas "wokes" durchzusetzen. Dein Vergleich hinkt nicht nur...
 

taurus79

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autsch...der Beitrag ist jetzt aber nicht dein Ernst?!

Hast du soviel Angst vor Menschen mit moralischem Kompass, dass du so einen komplett weirden Vergleich hier reinstellen musst?! really?!? - Ich meine, man kann ja von der woken Bewegung halten, was man will, aber Terroristen - denn leider waren die genannten PErsonen das schlussendlich - mit ihnen gleichzusetzen...ich hab noch von keinem gehört, der Terrorismus eingesetzt hat, um irgendwas "wokes" durchzusetzen. Dein Vergleich hinkt nicht nur...

99,9 % meiner Beiträge meine ich Ernst.

Ich meine es eher als Beispiel, was passieren KANN! Ich hätte auch irgendwelche Fanatiker jeder Religion als Beispiel anführen können. Denn es fängt in der Regel immer gleich an: Wir wissen es besser und sind deshalb besser als alle Anderen. Ihr habt bisher alles falsch gemacht, jetzt macht es so wie wir das wollen! Und wehe dem der unsere Meinung nicht 100 % teilt und uns nicht folgt.

Natürlich sind nicht alle so. Aber in allen gesellschaftlichen / poltischen / religösen Bewegungen ist auch immer ein kleiner Teil anfällig, radikal zu werden. (Das liegt wohl irgendwie in der Natur des Menschen.) Und so etwas beginnt immer ganz leise und langsam.

Um noch einmal auf das Ursprüngliche Thema zurück zu kommen: Wie ich bereits geschrieben habe, waren diese Filme ja defintiv nicht mein Fall, auch die hier bereits erwähnten "Eis am Stiel" - Filme gehören nicht zu meiner Art Humor. Trotzdem erhebe ich mich nicht mit erhobenem Zeigefinger über diejenigen, die das lustig gefunden haben und es heute auch noch lustig finden.

Humor unterliegt auch einem Wandel der Zeit. Was vor 30 Jahrten lustig war, ist vielleicht heute nicht mehr lustig oder zumindestens fragwürdig.
Aber heute hinzugehen, und zu sagen: "Ihr habt damals über das und das gelacht, Pfui, ihr wart schlecht und seid es noch heute, wir sind jetzt viel besser als Ihr!" ( und genau das passiert mittlerweile sehr oft ), kann nicht der Weg sein.


Hast du soviel Angst vor Menschen mit moralischem Kompass, dass du so einen komplett weirden Vergleich hier reinstellen musst?

Nein, habe ich nicht. Ich habe ein Problem mit Menschen, die meinen, andere zu verurteilen , weil sie ihrer Meinung nach die "Moral" auf ihrer Seite zu haben.

Ob du diese Frage jetzt nur gestellt hast, um mir zu unterstellen, ich hätte ja deiner Meinung nach keinen "moralischen Kompass", lasse ich jetzt mal offen ... 🤔
 
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