SteveJ
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Er ist inzwischen 81, doch Schauspieler Günther Maria Halmer wird auch nach 50 Jahren noch mitunter als “Tscharli“ angesprochen.
“Diese Leute waren teilweise noch gar nicht geboren, als die Serie lief“, wunderte sich Halmer jetzt in einem Interview der “Augsburger Allgemeinen“.
In der 1974 erstmals ausgestrahlten Kultserie “Münchner Geschichten“ von Helmut Dietl (1944-2015) spielte er den Lebenskünstler Karl “Tscharli“ Häusler.
Zum Jubiläum wiederholt das BR-Fernsehen derzeit immer sonntags um 22.30 Uhr bzw. 21:45 Uhr alle neun Folgen.
Die Ausstrahlungsdaten im Überblick:
Es war vor 50 Jahren nicht nur Halmers Durchbruch, sondern auch das Debüt von Dietl.
Die Serie spielt in den Siebzigerjahren in der Landeshauptstadt, im ehemals kleinbürgerlichen Lehel, in dem sich jetzt die Schickeria breitmacht.
Erzählt werden Episoden aus dem Leben von Tscharli und seiner Großmutter Anna Häusler, gespielt von Therese Giehse, die in der Tattenbachstraße wohnen.
Während diese mit Humor und Skepsis auf die Veränderungen reagiert, ist ihr Enkel auf den raschen finanziellen Erfolg aus, um ein süßes Leben zu führen.
Sein Freund Gustl (Frithjof Vierock), der im Gegensatz dazu einer geregelten Ausbildung und Arbeit nachgeht, ist bei fast allen Unternehmungen wie ein treuer Sancho Panza an seiner Seite.
Ebenso seine Freundin Susi (Michaela May), deren Eltern Ruth (Ruth Drexel) und Erwin Hillermeier (Karl Obermayr), die ihre Tochter allerdings lieber mit einem soliden jungen Mann befreundet sähen.
Denn ihre Wirtschaft, das Sankt Anna Eck, hat keine Zukunft in einem Viertel, in dem kaum noch jemand wohnt … 😞
Es sind Dialoge, wie der folgende, die die "Münchner Geschichten“ erst zu den "Münchner Geschichten“ machen:
“Schee war’s.“ – “Schee war’s scho.“ – “So schee war’s überhaupt no nia.“ – “So is des im Lebn. Zuerst is schee, und dann is auf oamoi ois vorbei.“ – “Genau.“
Daneben gibt es natürlich auch die wortlosen Szenen, Momente der bayerischen Fernsehgeschichte, die legendär wurden.
Allen voran natürlich jener Showdown in der Folge "Der lange Weg nach Sacramento", in dem Tscharli mit seinen Spezln Gustl und Achmed (Towje Kleiner) alias Zorro, Gringo und Zapata auf drei "geliehenen" Pferden auf der Ludwigstraße Richtung Siegestor reitet – und ihnen drei berittene Polizisten entgegenkommen.
Die Serie habe ihn bekannt gemacht, er sei dadurch aber auch in eine Schublade gesteckt worden, so Halmer, der in meiner Heimatstadt Rosenheim geboren wurde und mit seiner Frau bis heute in einem kleinen Dorf im Chiemgau lebt.
“Denn plötzlich war ich der Münchner Strizzi und bekam auch solche Angebote, nur dass die Drehbücher viel schlechter waren als die vom Dietl.“
Es sei nicht leicht gewesen, sich davon zu lösen.
Letztlich ist es ihm aber gut gelungen. Halmer spielte 1986 – wenn auch nur ein einziges Mal – den Chefermittler im Münchner “Tatort“, bevor er von 1988 bis 2001 als “Anwalt Abel“ Fälle löste.
Später standen neben Dramen wie “Die Konferenz“ (2004) und “Marias letzte Reise“ (2005) und “Lang lebe die Königin“ (2020) auch eher leichte Stoffe wie “Plötzlich Opa“ (2006), “Ein Drilling kommt selten allein“ (2012) oder “Liebe auf Persisch“ (2018).
An der Figur des Tscharli finde er zwei Dinge interessant, erläuterte der Künstler:
“Erstens, die 'Dreiviertelreife‘, die ich heute, so glaube ich, trotz meiner 80 Jahre immer noch habe. Und mir gefällt, dass er nicht an ein Ziel im Leben glaubt.
Denn er denkt, man verbaut sich viele andere Chancen, wenn man sein Leben zielgerichtet steuert.“
So laute dessen Motto: “Wenn etwas nicht klappt, egal, dann macht man etwas anderes. Ich kann das auch über mein Leben sagen.“
Mit Helmut Dietl habe er sich später verkracht, so Halmer, der damals an den Kammerspielen engagiert war.
“Er hat nicht begriffen, dass die Dinge auf der Bühne aus der Stimmung heraus entstehen. Das habe ich ihm mehrmals vorgeworfen.“
Danach sei lange Funkstille gewesen.
Seine Frau habe ihn dann ermuntert, Dietl zu dessen 70. Geburtstag einen Brief zu schreiben, berichtete Halmer.
Damals habe der Regisseur schon seinen Lungenkrebs öffentlich gemacht.
Er habe sofort eine Antwort bekommen, erzählte Halmer, und ihn bald darauf besucht: “Das war rührend und traurig zugleich.“
Der Tscharli, ein echter Hallodri, ist auch eines, das erste der "Alter Egos" des Regisseurs, die seine Serien tragen.
Sie sind zwar unterschiedlich, aber eben doch immer auch Dietl.
Später werden dem Tscharli der Stadtneurotiker Maximilian Glanz ("Der ganz normale Wahnsinn"), der Stenz Franz Münchinger ("Monaco Franze") und der Klatschreporter Baby Schimmerlos ("Kir Royal") folgen.
Es war zwar gegen Ende des Jahres, der 26. November, als die erste Folge im Fernsehen lief, aber der Bayerische Rundfunk begeht das 50. Jubiläum nun schon wie oben erwähnt ab dem 26. Mai mit einer Wiederholung der Serie.
So genau lässt sich das Geburtsdatum einer Fernsehproduktion ja ohnehin nicht feststellen. Das ist wie mit der Dreiviertelreife.
Feiern also auch wir den "neunundvierzigeinhalbten" Geburtstag. 🥳
Außerdem steht ja auch der 22. Juni vor der Tür; da wäre Helmut Dietl 80 Jahre alt geworden.
Quellen: Ippen-Digital, TAZ, Wikipedia
“Diese Leute waren teilweise noch gar nicht geboren, als die Serie lief“, wunderte sich Halmer jetzt in einem Interview der “Augsburger Allgemeinen“.
In der 1974 erstmals ausgestrahlten Kultserie “Münchner Geschichten“ von Helmut Dietl (1944-2015) spielte er den Lebenskünstler Karl “Tscharli“ Häusler.
Zum Jubiläum wiederholt das BR-Fernsehen derzeit immer sonntags um 22.30 Uhr bzw. 21:45 Uhr alle neun Folgen.
Die Ausstrahlungsdaten im Überblick:
- Sonntag, 26. Mai 2024, 22.30 Uhr: Folge 1
- Sonntag, 2. Juni 2024, 22.30 Uhr: Folge 2
- Sonntag, 9. Juni 2024, 22.15 Uhr: Folge 3
- Sonntag, 16. Juni 2024, 21.45 Uhr: Folge 4
- Sonntag, 23. Juni 2024, 21.45 Uhr: Folge 5
- Sonntag, 30. Juni 2024, 21.45 Uhr: Folge 6
- Sonntag, 14. Juli 2024, 21.45 Uhr: Folge 7
- Sonntag, 28. Juli 2024, 21.45 Uhr: Folge 8
- Sonntag, 4. August 2024, 21.45 Uhr: Folge 9
Es war vor 50 Jahren nicht nur Halmers Durchbruch, sondern auch das Debüt von Dietl.
Die Serie spielt in den Siebzigerjahren in der Landeshauptstadt, im ehemals kleinbürgerlichen Lehel, in dem sich jetzt die Schickeria breitmacht.
Erzählt werden Episoden aus dem Leben von Tscharli und seiner Großmutter Anna Häusler, gespielt von Therese Giehse, die in der Tattenbachstraße wohnen.
Während diese mit Humor und Skepsis auf die Veränderungen reagiert, ist ihr Enkel auf den raschen finanziellen Erfolg aus, um ein süßes Leben zu führen.
Sein Freund Gustl (Frithjof Vierock), der im Gegensatz dazu einer geregelten Ausbildung und Arbeit nachgeht, ist bei fast allen Unternehmungen wie ein treuer Sancho Panza an seiner Seite.
Ebenso seine Freundin Susi (Michaela May), deren Eltern Ruth (Ruth Drexel) und Erwin Hillermeier (Karl Obermayr), die ihre Tochter allerdings lieber mit einem soliden jungen Mann befreundet sähen.
Denn ihre Wirtschaft, das Sankt Anna Eck, hat keine Zukunft in einem Viertel, in dem kaum noch jemand wohnt … 😞
Es sind Dialoge, wie der folgende, die die "Münchner Geschichten“ erst zu den "Münchner Geschichten“ machen:
“Schee war’s.“ – “Schee war’s scho.“ – “So schee war’s überhaupt no nia.“ – “So is des im Lebn. Zuerst is schee, und dann is auf oamoi ois vorbei.“ – “Genau.“
Daneben gibt es natürlich auch die wortlosen Szenen, Momente der bayerischen Fernsehgeschichte, die legendär wurden.
Allen voran natürlich jener Showdown in der Folge "Der lange Weg nach Sacramento", in dem Tscharli mit seinen Spezln Gustl und Achmed (Towje Kleiner) alias Zorro, Gringo und Zapata auf drei "geliehenen" Pferden auf der Ludwigstraße Richtung Siegestor reitet – und ihnen drei berittene Polizisten entgegenkommen.
Die Serie habe ihn bekannt gemacht, er sei dadurch aber auch in eine Schublade gesteckt worden, so Halmer, der in meiner Heimatstadt Rosenheim geboren wurde und mit seiner Frau bis heute in einem kleinen Dorf im Chiemgau lebt.
“Denn plötzlich war ich der Münchner Strizzi und bekam auch solche Angebote, nur dass die Drehbücher viel schlechter waren als die vom Dietl.“
Es sei nicht leicht gewesen, sich davon zu lösen.
Letztlich ist es ihm aber gut gelungen. Halmer spielte 1986 – wenn auch nur ein einziges Mal – den Chefermittler im Münchner “Tatort“, bevor er von 1988 bis 2001 als “Anwalt Abel“ Fälle löste.
Später standen neben Dramen wie “Die Konferenz“ (2004) und “Marias letzte Reise“ (2005) und “Lang lebe die Königin“ (2020) auch eher leichte Stoffe wie “Plötzlich Opa“ (2006), “Ein Drilling kommt selten allein“ (2012) oder “Liebe auf Persisch“ (2018).
An der Figur des Tscharli finde er zwei Dinge interessant, erläuterte der Künstler:
“Erstens, die 'Dreiviertelreife‘, die ich heute, so glaube ich, trotz meiner 80 Jahre immer noch habe. Und mir gefällt, dass er nicht an ein Ziel im Leben glaubt.
Denn er denkt, man verbaut sich viele andere Chancen, wenn man sein Leben zielgerichtet steuert.“
So laute dessen Motto: “Wenn etwas nicht klappt, egal, dann macht man etwas anderes. Ich kann das auch über mein Leben sagen.“
Mit Helmut Dietl habe er sich später verkracht, so Halmer, der damals an den Kammerspielen engagiert war.
“Er hat nicht begriffen, dass die Dinge auf der Bühne aus der Stimmung heraus entstehen. Das habe ich ihm mehrmals vorgeworfen.“
Danach sei lange Funkstille gewesen.
Seine Frau habe ihn dann ermuntert, Dietl zu dessen 70. Geburtstag einen Brief zu schreiben, berichtete Halmer.
Damals habe der Regisseur schon seinen Lungenkrebs öffentlich gemacht.
Er habe sofort eine Antwort bekommen, erzählte Halmer, und ihn bald darauf besucht: “Das war rührend und traurig zugleich.“
Der Tscharli, ein echter Hallodri, ist auch eines, das erste der "Alter Egos" des Regisseurs, die seine Serien tragen.
Sie sind zwar unterschiedlich, aber eben doch immer auch Dietl.
Später werden dem Tscharli der Stadtneurotiker Maximilian Glanz ("Der ganz normale Wahnsinn"), der Stenz Franz Münchinger ("Monaco Franze") und der Klatschreporter Baby Schimmerlos ("Kir Royal") folgen.
Es war zwar gegen Ende des Jahres, der 26. November, als die erste Folge im Fernsehen lief, aber der Bayerische Rundfunk begeht das 50. Jubiläum nun schon wie oben erwähnt ab dem 26. Mai mit einer Wiederholung der Serie.
So genau lässt sich das Geburtsdatum einer Fernsehproduktion ja ohnehin nicht feststellen. Das ist wie mit der Dreiviertelreife.
Feiern also auch wir den "neunundvierzigeinhalbten" Geburtstag. 🥳
Außerdem steht ja auch der 22. Juni vor der Tür; da wäre Helmut Dietl 80 Jahre alt geworden.
Quellen: Ippen-Digital, TAZ, Wikipedia
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